Die Wildnis ist nicht ganz so sein Ding

Der ehemalige ZGF-Präsident feierte im April seinen 85. Geburtstag. Fast die Hälfte seines Lebens hat er dem ehrenamtlichen Engagement bei der ZGF und ihrer Stiftung gewidmet. Ein Grund, von Herzen Danke zu sagen.

13.04.2021, Dagmar Andres-Brümmer

Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang. Sehr lang. Von den Freunden der Universität Tel Aviv bis zum Clementine Kinderhospital Frankfurt am Main, vom Verein der Frankfurter Rotkreuz-Kliniken bis zur Initiative Frankfurter Stiftungen. Der gebürtige Niedersachse Gerhard Kittscher ist oder war in zahlreichen Vorständen aktiv, oft über Jahrzehnte hinweg und oft als Schatzmeister. Was irgendwie nahe liegt, denn der Umgang mit Geld prägte sein Berufsleben.

Am 16. April wurde Gerhard Kittscher 85, ein Alter das man ihm kaum anmerkt. Wahrscheinlich hält derart viel ehrenamtliches Engagement einfach jung. Bei der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt ist Gerhard Kittscher seit nunmehr 41 Jahren in einem gewählten Ehrenamt – ein komplettes zweites Berufsleben lang. Ans Aufhören denkt der Grandseigneur der ZGF noch nicht und dank Coronaimpfung kann er nun wieder aktiver sein. Die Erleichterung über die neue Freiheit hört man ihm am Telefon förmlich an: „Bald kann ich wieder in Frankfurt im Büro vorbeikommen.“

Gerhard Kittscher

Im Büro vorbeikommen, bei den Finanzanlagen mitentscheiden, strategische Überlegungen mit der Geschäftsleitung besprechen, das tut er seit 1980. Damals kam Kittscher zu seinem Vorstandsposten bei der ZGF wie die Jungfrau zum Kind. ZGF-Präsident Bernhard Grzimek hatte die Frankfurter Sparkasse 1979 freundlich, aber bestimmt gebeten, jemanden für seinen Vereinsvorstand zu entsenden.

Der junge Betriebswirt Kittscher, gerade Vorstandsmitglied der Bank geworden, schien eine gute Besetzung. Dass er uns, der ZGF, mehr als vier Jahrzehnte treu geblieben ist, ab 1987 als Vizepräsident, von 2001 bis 2014 als Präsident und parallel als Stiftungsratsvorsitzender, ist nicht selbstverständlich. Denn ein Naturmensch ist Gerhard Kittscher nicht gerade.

Die Serengeti hat er in all den Jahren ein einziges Mal besucht, in den schwer zugänglichen Projektgebieten wie Bukit Tiga Puluh auf Sumatra war er nie. Er würde sich kaum dafür begeistern, durch einen moskitoverseuchten Dschungel zu stapfen, um mit Glück irgendeine seltene Tierart zu Gesicht zu bekommen. Warum also die ZGF? „Ach wissen Sie“, sagt er, „jeder Mensch hat doch einen gewissen Tatendrang und Neugier auf die Welt.“

Jeder Mensch hat doch einen gewissen Tatendrang und Neugier auf die Welt.

Gerhard Kittscher, ehemaliger ZGF-Präsident

Diese Welt, die Welt der bedrohten Tiere, erschloss sich der Finanzexperte indirekt, indem er der ZGF sein Know-how zur Verfügung stellte. Ganz Gentleman der alten Schule, war und ist es Gerhard Kittschers große Stärke, als Netzwerker zu agieren und unserer Organisation Türen zu öffnen. Mit seiner charmanten Art gewinnt er Menschen für die ZGF und ihre Stiftung.

Gefragt nach seinem Highlight all der Jahre, gerät er direkt ins Schwärmen über verschiedene Menschen, die mit bemerkenswerten Einzelzuwendungen der ZGF große Schritte ermöglicht haben. „Da war diese völlig unscheinbare Dame, von der wir bis dahin nichts wussten und die in einfachsten Verhältnissen lebte. Eines Tages stand sie bei uns im Büro und hat uns dann vier Millionen Euro vererbt. Das hat ganz wesentlich zum Start unserer Stiftung beigetragen. Denn die akkumulierten Erbschaften, die wir nicht ausgeben müssen, sind der wichtigste Wachstumstreiber unserer Stiftung“, erinnert sich Kittscher.

Die Gründung und Weiterentwicklung der Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt ist einer der ganz großen Meilensteine von Gerhard Kittschers ZGF-Präsidentschaft. Sie hat auch den wachsenden Erfolg der ZGF in den letzten zwanzig Jahren mitbefördert und gestützt. Vor allem bei Krisenstimmung an den Finanzmärkten. „Ja, sicher haben wir 2008 bei der Finanzkrise gelitten. Oder auch im März 2020, als es zum Einbruch des Wertpapiervermögens kam. Aber richtig beunruhigt hat mich das nicht“, denkt Kittscher an die wenigen Momente zurück, bei denen es nicht optimal lief für die ZGF und die Stiftung.

Doch echte Tiefpunkte? „Ich habe keine erlebt“, resümiert Gerhard Kittscher. Wir wünschen ihm, dass es auch in der Zukunft so für ihn bleibt und sagen herzlichen Dank für vier Jahrzehnte Dauereinsatz.

Der Text ist ebenfalls im Gorilla Magazin 1/2021 erschienen. Jetzt lesen.

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