Abgeschieden, bedroht und voller Leben ist die Region Putumayo im Nordosten Perus. Dort setzen sich indigene Gemeinschaften aktiv für den Schutz ihrer Umwelt ein. Ihr Engagement für den Naturschutz trägt nicht nur zur Erhaltung der Artenvielfalt bei, sondern stärkt zugleich ihre Lebensgrundlagen.

Lokale Gemeinden schützen die biologische Vielfalt von Putumayo
Tief im peruanischen Amazonas, nahe der Grenze zu Kolumbien, liegt die Region Putumayo – ein Gebiet von außergewöhnlicher biologischer Vielfalt, das auch vor großen Herausforderungen steht. Die Abgeschiedenheit erschwert selbst alltägliche Dinge wie Vorräte zu beschaffen oder von einem Dorf zum nächsten zu gelangen – alles ist aufwendig und teuer. Illegale Wirtschaftszweige florieren hier und die Anwesenheit bewaffneter Gruppen sorgt für anhaltende Unsicherheit in der lokalen Bevölkerung. Über Jahre hinweg schien Naturschutz unter diesen Bedingungen kaum möglich.
Ein Wendepunkt kam im Jahr 2011: Die Gespräche über den Schutz der Region Yaguas nahmen Fahrt auf und letztlich kam es zur Gründung des Yaguas-Nationalparks. Von Beginn an arbeitete das Parkmanagement eng mit den Gemeinden zusammen – es entstanden lokale Monitoring-Teams und Vereinbarungen, die es den Bewohnerinnen und Bewohnern ermöglichen, sich aktiv an der Überwachung und am Schutz ihrer Heimat zu beteiligen.
Die ZGF-Peru ist seit Beginn ein zentraler Partner. Sie unterstützt alles, vom Monitoring bis hin zur Planung und Logistik, und stärkt damit den Schutz auf sehr abgelegener Gebiete. Ziel ist es, Naturschutz gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu gestalten: auf Basis ihres Wissens, ihrer Bedürfnisse und Prioritäten.

Für die Gemeinden ist die Terekay-Schienenschildkröte nicht nur wichtig als Nahrungsquelle – sie steht auch für gesunde, lebendige Flüsse und Seen.
Ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit ist der Schutz der Terekay-Schienenschildkröte, kurz „Taricaya“. Die Art ist für viele Familien seit jeher Nahrungs- und Einkommensquelle und hat darüber hinaus auch eine kulturelle Bedeutung für sie. In den vergangenen Jahren stellten mehrere Gemeinden einen bedenklichen Rückgang der Population fest – und reagierten mit konkreten Schutzmaßnahmen.
Heute beteiligen sich 19 Familien an einer gemeinschaftlich organisierten Initiative zur Erhaltung der Art. Sie überwachen Flussufer, schützen Nester vor Wilderei und verlegen Eier an sichere Standorte. Die geschlüpften Jungtiere werden in Gehegen aufgezogen und betreut, bis sie kräftig genug sind, um in nahegelegene Altgewässer ausgewildert zu werden – mit deutlich höheren Überlebenschancen.
Claudia Flores ist die treibende Kraft hinter dem Projekt. Sie ist Mutter, Ehefrau und Gemeindevorsteherin und stammt aus der Gemeinde Tres Esquinas. „Hier sehen die Leute die Terekay-Schienenschildkröte als unverzichtbar an, denn sie wollen verantwortungsvoll mit ihrer Umgebung umgehen. Sie ist nicht nur eine Nahrungsgrundlage oder Einkommensquelle, sondern sehr wichtig für die ökologische Gesundheit. Denn sie trägt dazu bei, dass Flüsse und Gewässer lebendig und intakt bleiben.“
Das Projekt ist mehr als ein wissenschaftliches Vorhaben – es ist eine gemeinschaftlich getragene Initiative, an der sich Frauen, Männer und Kinder beteiligen und unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Externe Mitarbeitende kommt nicht zum Einsatz: Stattdessen erhält jede beteiligte Familie eine kleine Vergütung für jedes erfolgreich aufgezogene Jungtier. Parallel dazu werden die Beteiligten geschult – etwa in Nestschutz, Datenerfassung oder im Umgang mit digitalen Tools wie Excel. So stärkt das Projekt nicht nur den Artenschutz, sondern schafft Einkommen und vermittelt praktische Fähigkeiten.

Claudia Flores, die Schatzmeisterin der Fischereiverinigung APPA Los Cocodrilos, hat nicht nur dabei geholfen, das Projekt zu finanzieren, sondern motiviert seither immer mehr Menschen – insbesondere Frauen – sich am Projekt zu beteiligen. Gemeinsam mit der ZGF und dem Yaguas-Nationalpark zeigt sie, wie erfolgreicher Naturschutz aussehen kann, wenn Verantwortung und Vertrauen in die Hände der lokalen Bevölkerung gelegt werden.