Erster frei zugänglicher Online-Atlas für Huftierwanderungen veröffentlicht

Gnus, Saiga-Antilopen und Karibus – sie und andere Huftiere legen große Wanderungen zurück. Ihre Routen kann man nun dank eines frei zugänglichen Online-Atlas verfolgen und erfahren, welche menschengemachten Hindernisse ihre Wanderungen aufhalten. Erstellt wurde der Atlas von über 80 Wissenschaftlern. Die ZGF unterstützt das Projekt.

04.09.2024, FZS

Die Wanderungen großer Huftiere wie Gnus, Saiga-Antilopen und Karibus gehören zu den beeindruckendsten Naturphänomenen der Erde. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat nun den ersten frei zugänglichen Online-Atlas für Huftierwanderungen veröffentlicht, der detaillierte Karten von den bedeutendsten Wanderrouten weltweit enthält. Der Atlas ist ein zukunftsweisendes Projekt, das von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung unterstützt wird.

Wenn Tierwanderungen auf Hindernisse stoßen

Der neue Atlas dokumentiert nicht nur die Wanderungen von 20 verschiedenen Huftierarten und macht das Wissen darüber für die Allgemeinheit zugänglich, sondern zeigt auch, wo diese auf menschengemachte Hindernisse wie Straßen, Eisenbahnlinien und andere Infrastrukturprojekte stoßen. Damit sind die Karten nicht nur für Forschende von Interesse. Sie können auch Regierungen und Nichtregierungsorganisationen dabei helfen, die Auswirkungen von Infrastrukturprojekten auf die Tierwanderungen besser zu verstehen und zu managen. Dank des Atlasses ist es nun auch möglich, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Wanderkorridore zu schützen und wiederherzustellen.

„Es ist wichtig, zu verstehen, wie die Tiere auf menschengemachte Barrieren wie beispielsweise Eisenbahnlinien reagieren, um ihnen Möglichkeiten zu bieten, diese auf ihren Wanderungen zu überwinden“, sagt Nandintsetseg Dejid, Wildtierökologe am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt, Deutschland.

Die in den Karten enthaltenen Daten wurden von mehr als 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern erhoben, die sich 2020 in der Global Initiative for Ungulate Migration (GIUM) zusammengeschlossen haben. Dieses Netzwerk zielt darauf ab, die Erforschung der Wanderungen großer Huftiere weltweit voranzutreiben und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen zu schaffen.

Bewegungsdaten der Saiga-Population in Ustyurt, Kasachstan. Orange zeigt die Wanderungen vor dem Bau der Eisenbahnlinie, lila den Zeitraum danach. Das GIUM arbeitet daran, die Auswirkungen der Infrastruktur auf wandernde Huftiere wie die Saiga aufzudecken und die Daten zu nutzen, um wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Datenquellen: GIUM/Altyn Dala Conservation Initiative

Hochwertige Daten und internationale Kooperation

Die Qualität der im Atlas enthaltenen Daten ist weltweit einzigartig und das Ergebnis intensiver Forschung und Kooperation. „Wissenschaftliche Daten sind unerlässlich, um fundierte Entscheidungen treffen zu können“, betont Steffen Zuther, der bei der ZGF über 15 Jahre für die Altyn Dala Conservation Initiative in Kasachstan verantwortlich ist.

„In praktisch allen Projekten erheben wir wissenschaftliche Daten zu Tierbeständen und Verteilungen. Diese jetzt in dieser Form teilen zu können, wird positive Auswirkungen auf den Naturschutz haben, die hoffentlich weit über unsere eigenen Projekte hinausgehen“, erklärt Zuther.

In praktisch allen Projekten erheben wir wissenschaftliche Daten zu Tierbeständen und Verteilungen. Diese jetzt in dieser Form teilen zu können, wird positive Auswirkungen auf den Naturschutz haben, die hoffentlich weit über unsere eigenen Projekte hinausgehen.

Steffen Zuther, ZGF-Projektleiter Altyn Dala Conservation Initiative

Der Atlas wird stetig erweitert

Das GIUM plant, den Atlas in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Weitere Karten von noch nicht erfassten Wanderpopulationen sollen hinzugefügt werden, um ein noch umfassenderes Bild der globalen Huftierwanderungen zu zeichnen. Dabei stützt sich die Initiative auf die Expertise und die Zusammenarbeit von über 50 Institutionen weltweit. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt wird weiterhin wissenschaftliche Daten zuliefern, unter anderem zu weiteren Saiga-Populationen sowie zukünftig Daten zu den Wanderungen der Kulane und Przewalski-Pferde in Kasachstan.

Der Online-Atlas der Huftierwanderungen ist mehr als nur eine Sammlung von Karten und Daten. Er ist ein Werkzeug, das dazu beitragen kann, die Zukunft wandernder Huftiere auf unserem Planeten nachhaltig zu verbessern. Indem er die Herausforderungen und Bedrohungen für diese Tiere sichtbar macht, leistet er einen entscheidenden Beitrag zum globalen Naturschutz. Durch die Weiterentwicklung des Atlasses und die internationale Zusammenarbeit haben wir die Chance, einen bedeutenden Fortschritt beim Schutz der großen Huftierwanderungen zu erzielen und sie für zukünftige Generationen zu sichern.

Der Atlas ist ab sofort unter der Adresse https://www.cms.int/en/gium/migration-atlas abrufbar.

Ansprechpartner bei der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt

Steffen Zuther
ZGF-Projektleiter Altyn Dala Conservation Initiative
steffen.zuther@fzs.org

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