Lichtblick zwischen den Flüssen – Neues Schutzgebiet in Peru

Ein Schutzgebiet sechs Mal so groß wie der Bayrische Wald in den Händen seiner Bewohnerinnen und Bewohner: Nach einem aufwendigen Prozess, den die ZGF in Peru begleitet hat, steht nun ein ursprüngliches und extrem artenreiches Gebiet im Amazonasregenwald offiziell unter indigener Verwaltung. Das neue Kommunalreservat am unteren Putumayo-Fluss zeigt, wie Naturschutz gemeinsam gelingen kann.

28.10.2025, FZS

Rund 1.600 Quadratkilometer umfasst das neu geschaffene Schutzgebiet im peruanischen Tiefland-Regenwald der Region Loreto – eine Landschaft voller Flüsse, Wälder und Artenvielfalt, nahe der kolumbianischen Grenze. Über sieben Jahre lang arbeitete die ZGF in Peru mit indigenen Gemeinden, nationalen Behörden und Organisationen daran, den Schutz dieses Gebiets auf den Weg zu bringen. Nun hat die peruanische Regierung das Kommunalreservat Bajo Putumayo-Yaguas offiziell eingerichtet und die Verwaltung in die Hände der Menschen gelegt, die hier leben – denn deren Wissen und Engagement sind der Schlüssel für die Erhaltung des Amazonasgebiets.

Die Einrichtung des Kommunalreservats Bajo Putumayo-Yaguas zeigt, was möglich ist, wenn wir uns im Naturschutz gemeinsam, vertrauensvoll und langfristig engagieren.

Claus Garcia, ZGF-Koordinator der Landschaft Yaguas-Putumayo

Kulturelle Werte und lokale Prioritäten

Das Schutzgebiet wird künftig gemeinsam von 13 indigenen Gemeinschaften verwaltet – darunter die Bora, Kichwa, Murui-Muinanі-, Yagua, Ocaina und Ticuna. Die peruanische Regierung hat die Gemeinschaften dazu im Rahmen eines Verwaltungsvertrag beauftragt, dem sogenannten Ejecutor de Contrato de Administración. Geregelt sind darin zum Beispiel Modalitäten zur Pflege und Nutzung des Gebiets sowie zur Berichterstattung. Unterstützung leistet dabei die peruanische Schutzgebietsbehörde SERNANP (Servicio Nacional de Áreas Naturales Protegidas por el Estado) unter dem Dach des peruanischen Umweltministeriums. Die Beteiligung der Menschen vor Ort stellt sicher, dass der Naturschutz in Einklang steht mit lokalen Prioritäten und kulturellen Werten. Das Modell unterstützt zudem die territoriale Souveränität und stärkt die Beteiligung von Jugendlichen und Frauen.

Doch der Weg zum Erfolg war lang: Der mehrjährige Prozess umfasste intensive Konsultationen und rechtliche Abstimmungen. Alle beteiligten indigenen Gemeinden stimmten dem Schutzgebiet zu und gaben im März 2025 mit der Acta de Consulta Previa, dem Protokoll der vorherigen Konsultation, ihre offizielle Zustimmung – ein Meilenstein für den Naturschutz unter indigener Leitung in Peru.

Chance für Naturschutz und lokale Wirtschaft: Nachhaltige Fischerei im neuen Kommunalreservat. © Guillermo Abadie

Artenvielfalt pur

Das neu eingerichtete Schutzgebiet ist Teil der Yaguas-Putumayo-Landschaft, die die ZGF bereits auf rund 14.000 Quadratkilometern aktiv unterstützt. Das Gebiet am Unterlauf des Putumayo-Flusses umfasst vitale aquatische Lebensräume sowie große zusammenhängende Waldgebiete. Viele gefährdete Tierarten wie Amazonasdelfin, südamerikanische Seekuh, Riesenotter, Ameisenbär und Wollaffe sind hier beheimatet. Das Kommunalreservat Bajo Putumayo-Yaguas liegt am Fluss Putumayo und schließt nordöstlich direkt an den Yaguas-Nationalpark an.
Es umfasst Überschwemmungs- und Waldgebiete, darunter insbesondere die grenzüberschreitenden feuchten Wälder von Solimões–Japurá, die für ihre außergewöhnliche Biodiversität bekannt sind. Sie beherbergen über 4.500 Pflanzen- und Tierarten, darunter etwa 65 Prozent aller Süßwasserfischarten Perus und rund 30 Prozent aller Säugetierarten.

Der Lebensraum zwischen Amazonas und Putumayo ist nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt überlebenswichtig. Mehr als 70 Prozent der lokalen Bevölkerung sind für Ernährung, Wasserversorgung und Einkommen auf die Natur angewiesen. Das neue Schutzgebiet fördert eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen – etwa durch nachhaltige Fischerei, die traditionelle Nutzung der Terekay-Schienenschildkröten und Tourismus.

In der Region Loreto der Yaguas-Putumayo-Landschaft in Peru nehmen die dort lebenden indigenen Gemeinschaften den Naturschutz selbst in die Hand. © André Baertschi | wildtropix.com

Naturschutz über Grenzen hinweg

Das neue Schutzgebiet liegt in einem geopolitisch sensiblen Gebiet entlang der Grenze zwischen Peru und Kolumbien und schließt für den Naturschutz eine wichtige Lücke – als Teil eines größeren biokulturellen Korridors in der Region um den Putumayo. Denn das Kommunalreservat Bajo Putumayo-Yaguas bietet Schutz vor illegalem Holzeinschlag, Goldgewinnung und Wildtierhandel. „Mit Bajo Putumayo-Yaguas schützen wir nicht nur den Wald – wir investieren in Menschen, Kultur und zukünftige Generationen“, sagt Claus Garcia.

Dieser Meilenstein spiegelt den Fokus der ZGF auf gemeinschaftliche, wissenschaftlich fundierte Naturschutzarbeit wider. Angesichts des zunehmenden Drucks auf das Amazonasgebiet tragen solche Initiativen dazu bei, die Artenvielfalt zu sichern, die Führungsrolle der Gemeinden zu stärken und die Grundlage für langfristige ökologische und soziale Widerstandsfähigkeit zu schaffen.

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