Neues Wirtschaftsgutachten zur geplanten E40-Wasserstraße veröffentlicht

Eine neue wirtschaftliche Analyse hat ergeben, dass die geplante E40-Wasserstraße selbst bei optimistischen Szenarien langfristig mit erheblichen wirtschaftlichen Verlusten verbunden wäre.

03.02.2022, Helen Byron

2.Februar 2022. Am Internationalen Tag der Feuchtgebiete veröffentlichte die niederländische Beratungsfirma Langhout Ecologisch Advies eine Analyse der finanziellen Konsequenzen des Baus der E40-Wasserstraße. Das geplante Megaprojekt würde mit einem 2.000 Kilometer langen schiffbaren Kanal eine Verbindung von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer herstellen und dadurch die Polesie zerschneiden, das größte Feuchtgebiet Europas.

Die Autoren der Studie haben errechnet, dass der Bau der Passage von Gdansk in Polen bis Brest in Belarus langfristige Verluste in Milliardenhöhe bedeuten würde. Das etwa 700 Kilometer lange Teilstück der E40-Wasserstraße wäre der Analyse zufolge viel zu teuer und dadurch wirtschaftlich nicht rentabel. Außerdem würde der Schiffsverkehr im Vergleich zum umweltfreundlichen Schienenverkehr zu Umweltschäden führen.

E40-Baupläne berücksichtigen die relevanten Kosten nicht

Dieser neuen Studie zufolge, die eine Vielzahl von Faktoren wie Bauzeit und Verkehrsaufkommen berücksichtigt, würden selbst bei optimistischen Szenarien die langfristigen Verluste allein im polnischen Abschnitt mehrere Milliarden Euro betragen. Der Bau der wahrscheinlichsten Route würde die Steuerzahler mehr als 6,5 Milliarden Euro kosten. Da jedoch Megabauten häufig teurer werden als geplant, wären die reellen Kosten aller Wahrscheinlichkeit nach noch deutlich höher.

Auch bisher nicht berücksichtigte Posten beziffert die neue Studie: schwere Schäden an der Natur, Auswirkungen auf die Hydrologie, die die Kosten für die Wasserversorgung in die Höhe treiben würden sowie die Kosten für Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandel.

Auch ein Bericht des Unternehmer- und Arbeitgeberverbands in Belarus kam bereits zu dem Ergebnis, dass die E40-Wasserstraße mit hohen Verlusten verbunden wäre, der Bau zu kompliziert wäre und die europäischen Verpflichtungen in Bezug auf Umweltschutz und Klimawandel nicht erfüllt würden. Die neue Studie von Langhout Ecologisch Advies bekräftigt diese Schlussfolgerungen.

Warnung an Investoren

Die Autoren der Studie prognostizieren für jede der Routenoptionen von E40 zwischen Gdansk und Brest Verluste in Milliardenhöhe und sehen das gesamte Bauvorhaben als unrentabel an. Investoren werden davor gewarnt, Mittel in das Projekt zu stecken, das keinen Nutzen für die Gesellschaft bringen würde.

„Investitionen in große Infrastrukturprojekte erfordern beträchtliche Summen an Steuergeldern und müssen daher gut begründet werden“, sagt Wouter Langhout, Autor des neuen Berichts. „Die Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, dass der Abschnitt der E40-Wasserstraße zwischen Danzig und Brest wirtschaftlich nicht tragfähig ist, selbst wenn wir die unvermeidlichen Schwierigkeiten der ersten Betriebsjahre außer Acht lassen. Wenn wir uns stattdessen auf den Ausbau der bestehenden Straßen- und Schieneninfrastruktur konzentrieren, können wir mehr Menschen einen echten Nutzen bringen.“

Helen Byron, Koordinatorin der Kampagne „Save Polesia“ kommentiert die Ergebnisse der Studie von Langhout Ecologisch Advies: „Dieser neue Bericht zeigt, dass E40 zum Scheitern verurteilt ist, weil es unmöglich ist, eine Rendite für die Investitionen der Steuerzahler zu erzielen. Wenn wir die Pläne für die Wasserstraße aufgeben, vermeiden wir eine finanzielle Katastrophe für die Staatskasse und die Zerstörung der einzigartigen Lebensräume und Ökosysteme in der Polesie, dem größten Feuchtgebiet Europas.“

Kontakt für Medien

Dr. Helen Byron, Save Polesia Campaign Coordinator, Frankfurt Zoological Society
Tel.: +44 (0) 7713 255675, byron@zgf.de

 

Mehr über Save Polesia

Save Polesia ist eine international Kooperation von sechs Organisationen. Wir wollen die Polesie erhalten für die Bürgerinnen und Bürger von Belarus, Polen, der Ukraine und Europa, jetzt und in Zukunft. Wir setzen uns gegen den Bau der E40-Wasserstraße ein und für die Entwicklung eines naturverträglichen Tourismus in der Polesie.

Download der Wirtschaftsstudie

Download der Wirtschaftsstudie ‘Cost-benefit analysis of the E40 waterway In Poland’.

Download Infografiken

Download der Studie von 2019

Download der Studie von 2019 “Economic Assessment of Reconstruction Plans for the Inland waterway E40” des Belarussischen Unternehmer– und Arbeitgeberverbands 

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