In der Polesie, Europas Amazonas, brennt es an einigen Stellen – warum Wiedervernässung selbst in einem großen Feuchtgebiet nötig ist.

Wasser und Feuer
Die Trockenheit in der Polesie, Europas größter natürlicher Flusslandschaft, nimmt zu. Durch die Entwässerung von Teilen der dort gelegenen ukrainischen Moorgebiete im letzten Jahrhundert sowie mehrere milde, schneelose Winter mit wenig Niederschlägen, wird das Gebiet immer anfälliger für Brände. Trocken gelegte Moore und Kiefernwälder brennen. Die ZGF unterstützt die Kolleginnen und Kollegen in den Schutzgebieten der Polesie mit Pumpen und anderem Gerät, um die Feuer zu löschen. Darüber hinaus hat sie mit einer Fläche von 20.000 Hektar eines der größten Projekte zur Wiederherstellung von Feuchtgebieten in Schutzgebieten in der Geschichte der Ukraine initiiert.

Seit dem Frühjahr brennt es immer wieder in der Polesie, viele Hektar Kiefernwald und trocken gelegte Moorflächen sind verbrannt. Die meisten Brände werden vermutlich durch Unachtsamkeit entfacht. Aber auch der Beschuss von ukrainischen Truppen im Wald hat vor allem 2022 große Waldflächen brennen lassen. Frühjahrsbrände sind in der Polesie zwar nicht ungewöhnlich, aber in diesem Jahr ist die Gefahr besonders groß. Ohne die Frühjahrsüberschwemmungen, die normalerweise für Feuchtigkeit sorgen, hat sich die Gefahr von Bränden bis in den Herbst hinein verschärft. Besonders häufig müssen die Kolleginnen und Kollegen in den Schutzgebieten vor allem im östlichen Teil der Polesie in den heißen Monaten zum Löschen einzelner Brandherde ausrücken. Zur Bekämpfung der Brände hat die ZGF Feuerwehrausrüstung bereitgestellt. Dadurch können die Feuer meistens unter Kontrolle gehalten werden.

Besonders gefährlich sind Torfbrände, die in entwässerten Gebieten auftreten. Bei solchen Feuern dringt das Feuer tief in den Torfkörper ein und ist sehr schwer zu löschen. Eine Studie von Maire Kirkland und Kollegen aus dem Jahr 2023 zeigt, dass insbesondere die wertvollen Ökosysteme der Polesie – darunter Moore, Auenwiesen und seltene Hartholzauen, die vor allem aus Stieleichen bestehen – bei anhaltender Trockenheit anfällig sind für großflächige Brände. Besonders entwässerte Gebiete sind durch das Feuer gefährdet. Seltene Pflanzen aber auch Amphibien verbrennen oder vertrocknen, Kohlenstoff wird freigesetzt. Im schlimmsten Fall können solche Feuer zur Ausbreitung von Strahlung aus dem Sperrgebiet von Tschornobyl führen. Ein Teil des streng geschützten Drevlianskyi-Naturreservats, das im Frühjahr häufig brannte und in dem Eingriffe wie Jagd, Fischerei, Land- und Forstwirtschaft sowie touristische Aktivitäten verboten sind, liegt innerhalb der Sperrzone von Tschernobyl. Auch leidet die Luftqualität unter dem Qualm: noch bis ins 150 Kilometer entfernte Kyjiw sind Rauchpartikel der Brände messbar.
Die ZGF unterstützt seit über 20 Jahren die Schutzgebiete in der Polesie. Autos wurden an die Parks übergeben oder Verwaltungsgebäude für die Schutzgebiete finanziert. Seit 2019 setzt sich die ZGF für die Wiedervernässung trockengelegter Moorgebiete im Norden der Ukraine ein. Gemeinsam mit den Schutzgebieten in der Polesie werden derzeit auf einer Fläche von 20.000 Hektar, was 28.000 Fußballfeldern entspricht, trockengelegte Moore wieder vernässt. Wenn diese Feuchtgebiete renaturiert sind, funktionieren sie wie Schwämme und speichern das Wasser in der Landschaft. Unter anderem wird damit das Risiko für Brände verringert und gleichzeitig Kohlenstoff gespeichert.
Das derzeitige Kanalnetz führt zu einem übermäßigen und schnellen Abfluss von Wasser aus den Feuchtgebieten. Daher werden mit Baggern oder bei kleinen Gräben mit der Schaufel die Entwässerungsgräben verfüllt. So wird ermöglich, dass das Wasser in den Feuchtgebieten bleibt und über das ganze Jahr hinweg langsamer abfließt.
Moore gehören zu den wertvollsten Ökosystemen der Erde und erbringen wichtige Leistungen für Natur und Mensch. Diese Feuchtgebiete spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts, der Verhinderung von Überschwemmungen und der Minderung von Bränden. Sie können große Mengen an Kohlenstoff speichern und tragen so zur Eindämmung des Klimawandels bei. Die einzigartige Artenvielfalt der Moore ist Lebensraum für viele Spezies, deren Überleben von diesen intakten Sumpf- und Moorlandschaften abhängt.
Naturschutz kann nur gemeinsam gelingen. Unterstützen Sie mit uns die Schutzgebiete in der Polesie. Wir freuen uns über Ihre Spende. Vielen herzlichen Dank!