Wiederansiedlung von Wildpferden und Kulanen in Zentralkasachstan

Nach fast 100 Jahren der Abwesenheit kehren zwei Schlüsselspezies der Steppe zurück nach Zentralkasachstan: Asiatische Wildesel und Przewalski-Pferde. Menschlicher Druck verdrängte beide Tierarten im letzten Jahrhundert vollständig aus ihrem natürlichen Lebensraum in Kasachstan. Durch sorgfältige Wiederansiedlung sollen im Altyn Dala Projektgebiet nun stabile Populationen neu etabliert werden. Die großen Säugetiere erfüllen einen wichtigen Platz im Ökosystem der Steppe und erhöhen auf verschiedene Weise dessen Resilienz und Biodiversität. Kulane werden seit 2017 sukzessive in Altyn Dala wieder angesiedelt. Im Juni 2024 werden die ersten Przewalski-Pferde hinzukommen.

The kulan mare, her yearling from 2021 and her foal from 2022 running together in the acclimatization enclosure in Alibi.

Wir und unsere Partner vor Ort

Unser Ziel ist die nachhaltige Ansiedlung von Asiatischen Wildeseln und Przewalski-Pferden im Altyn Dala Projektgebiet. Das Team vor Ort kümmert sich kontinuierlich um die Überwachung der Tiere, die bereits in die Wildnis entlassen wurden, sowie derjenigen, die sich noch im Akklimatisierungsgehege befinden, und die laufende Instandhaltung des Auswilderungszentrums selbst. Saisonal stehen die Organisation von Kulan-Transporten innerhalb Kasachstans und die Unterstützung von Przewalski-Pferdetransporten von Europa in die Steppe auf unserer To-do-Liste. Der Prager Zoo ist federführend bei der komplexen Logistik des Wilpferd-Transports, während der Tierpark Berlin als Hub für die Pferde aus Europa fungiert. Unser langjähriger Partner, der Tiergarten Nürnberg, bietet fachkundige Unterstützung in puncto Umgang mit den Tieren und Management. Die staatliche Unterstützung ist durch das Komitee für Forstwirtschaft und Wildnis der kasachischen Regierung gesichert.

Der Altyn Emel Nationalpark im Süden Kasachstans ist Heimat der weltweit größten Kulanpopulation. Aufgrund geografischer Begrenzungen können die Tiere nicht zwischen der zentralen Steppe und dem Park hin- und herwandern, dessen Kapazität für Großsäuger inzwischen beinahe erreicht ist.
Zur Auswahl geeigneter Tiere für die Umsiedlung in die Zentralsteppe werden große Gruppen frei lebender Kulane im Altyn Emel Nationalpark eingefangen. Spezialisten separieren daraus geeignete Individuen für den Transport.
Zwischen Ursprung und Ziel der Kulane liegen etwa 1400 km. Der Transport von Wildtieren über eine so große Entfernung ist sehr anspruchsvoll. In der Vergangenheit wurden die Kulane mit Lastenhubschraubern transportiert. Künftig werden LKW verwendet.
Ein kleiner Schritt für einen Kulan - ein großer Schritt für seine Art! Zum ersten Mal seit fast 100 Jahren betritt ein asiatischer Wildesel wieder die Zentralsteppe. Die Tiere werden sechs Monate lang in einem 55 Hektar großen Gehege betreut und danach in die Steppe entlassen.
Kulanstute steht mit neugeborenem Fohlen auf der Steppe
Seit 2019 wurden in Zentral-Kasachstan zwei Fohlen von derselben Stute geboren. Dies sendet ein starkes Signal, dass sich die Kulan in ihrem neuen Lebensraum wohlfühlen und gesund sind.
Wildpferde begeistern als Symbol für Freiheit und Stärke. Lange Zeit waren sie in der zentralkasachischen Steppe ausgestorben. Im Jahr 2024 beginnt ihre Rückkehr.
Die Wiederansiedlung des Przewalski-Pferdes ist ein Musterbeispiel für die Bedeutung der Erhaltungszucht bedrohter Tierarten in menschlicher Obhut. Aus diesen Populationen können geeignete Tiere für die Wiederansiedlung ausgewählt und mit dem Flugzeug von Europa nach Kasachstan transportiert werden.
Der leitende Partner für den internationalen Transport von Przewalski-Pferden ist der Zoo Prag. Durch ein ähnliches und erfolgreiches Projekt in der Mongolei verfügen sie über große Erfahrung in dem Prozess.
Ihr dickes Fell schützt die Pferde vor eisigen Temperaturen. Während der Akklimatisierung werden die Tiere genau beobachtet und bei Bedarf mit zusätzlichem Futter versorgt.
Ausgewachsenen Tiere wird vor der Freilassung ein GPS-Halsband angelegt, um ihre Bewegungen in der endlosen Steppe verfolgen zu können.
Es ist nicht einfach, die beigen Tiere in beigem Terrain zu entdecken. Teams aus engagierten und erfahrenen Rangern stellen sich der Herausforderung und schauen regelmäßig nach den gut getarnten Tieren. Außerdem verfolgen sie alle illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet.
Es ist sehr wichtig, die lokale Bevölkerung über die Rückkehr der wilden Equiden aufzuklären. Albert Salemgareyev (Mitte), der Experte für die Wiederansiedlung unseres kasachischen Partners ACBK, führt eine Schulklasse durch das Wildpferdegehege.

Historischer Kontext

Durch Wilderei und Nahrungskonkurrenz mit Nutztieren wurden die Kulane und Wildpferde in Kasachstan um 1930 vollständig ausgerottet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 führte eine Armutswelle zu einer massiven Landflucht, so dass in kurzer Zeit ein Gebiet von der Größe Frankreichs in Zentralkasachstan fast menschen- und viehlos wurde. Dies eröffnete die einzigartige Gelegenheit, einen riesigen zusammenhängenden Lebensraum schützen und das ursprüngliche Ökosystem zu rekonstruieren. Wie die Serengeti in Afrika sind die zentralen kasachischen Ebenen ein Zufluchtsort für die letzten großen Säugetierwanderungen auf unserem Planeten.

Ökologie

Große Weidetiere sind für Steppenökosysteme essentiell. In Kasachstan sind dies Przewalski-Pferde und asiatische Wildesel, die Kulane. Ihr Dung verbessert die Bodenqualität, ist Lebensgrundlage vieler Insekten und verbreitet die Samen von stationären Pflanzenarten. Dies erhöht die Vegetationsvielfalt und beugt Wüstenbildung und Steppenbränden vor, den zwei Hauptursachen für die Freisetzung von Kohlenstoff aus dem Boden. Kleineren Spezies erleichtern die Megaherbivoren im Sommer den Zugang zu Wasser durch das Graben in trockenen Flussbetten und im Winter zu unter Schnee verborgenen Futterpflanzen. Und wie alle Huftiere tragen sie als Beute für große Raubtiere wie Wölfe zum Nahrungsnetz bei, und ihre Kadaver sind Nahrungsquelle für Aasfresser. Der Einfluss von Przewalski-Pferden und Kulanen stärkt das Ökosystem der Steppe und dessen Kapazität für viele kleinere Arten und bodenbrütende Vögel.

Transport

Die Kulane sind Wildfänge aus der größten Kulan-Population der Welt in einem Nationalpark an der südlichen Grenze Kasachstans. Ihr Transport bis in die zentrale Steppe ist ein komplexes logistisches Unterfangen: Sie sind schnell, intelligent und extrem scheu. Unter Druck können Kulane auch sehr gefährlich werden. Daher sind ein solides Fanggehege und Transportboxen, geschultes Personal und Geländefahrzeuge für eine Umsiedlung unerlässlich. Die Przewalski-Pferde hingegen, werden aus Europa bezogen und von Teilnehmenden des EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) zur Verfügung gestellt. Der Prager Zoo koordiniert das EEP und trifft die Auswahl der Pferde. Auch der internationale Transport wird vom Zoo Prag angeleitet, der auf reiche Erfahrung mit erfolgreicher Wiederansiedlung von Przewalski-Pferden in der Mongolei zurückgreifen kann. Ein Team erfahrener Tierärzte wird die Tiere während des Flugs von Europa nach Kasachstan sowie beim Überlandtransport der Kulane innerhalb Kasachstans betreuen.

Wiederansiedlungszentrum

Das Wiederansiedlungszentrum für große Pflanzenfresser „Alibi“ liegt strategisch günstig in der Torgai-Steppe innerhalb eines 40.000 km2 großen Netzwerks aus etablierten Naturschutzgebieten und ökologischen Verbindungskorridorem. Nach ihrer Ankunft in Alibi werden die Tiere in kompatible Gruppen aufgeteilt und verbringen einige Zeit in den Akklimatisationsgehegen, bevor sie in die umliegende Steppenlandschaft entlassen werden. Die weitere Betreuung erfolgt danach über regelmäßige Rangerpatrouillen und GPS-Monitoring durch Spezialisten.

Forschung

Für sinnvolle Naturschutzarbeit ist eine solide Datengrundlage unerlässlich. Vor der Auswilderung erhalten ausgewachsene Tiere einen Peilsender. Anhand dieser GPS-Daten ermitteln wir die Wanderrouten der Kulane und künftig auch die der Przewalski-Pferde. Darüber hinaus „überfliegen“ wir mit Drohnen jährlich große Gebiete. Ein KI-Programm, das auf dem immensen Bildmaterial dieser Flüge selbstständig Tiere erkennen und bestimmen kann, ist in der Entwicklung.

Umweltbildung

Wir binden die Lokalbevölkerung aktiv in das Wiederansiedlungsprogramm ein, indem wir Exkursionen und Bildungsangebote für Schulkinder anbieten. Die kasachischen Mitarbeiter besuchen die Gemeinden im Projektgebiet, um ihnen die Ziele der Naturschutzarbeit zu erklären und ihnen die Bedeutung der Kulane und Przewalski-Pferde näher zu bringen. Außerdem wurden Informationsmaterialien wie Poster und Comics für Kinder erstellt. Transparenz und Kommunikation sind ein Grundstein für die friedliche Koexistenz von Wildnis und Zivilisation.

Partner

Mit großzügiger Unterstützung von

 

 

 

 

Zusammen mit unseren internationalen Partnern schauen wir nach vorn – in eine Zukunft in der Kulane und Przewalski Pferde durch die kasachische Steppe streifen.

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Kontakt

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Bernhard-Grzimek-Allee 1
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