Nach fast 100 Jahren der Abwesenheit kehren zwei Schlüsselspezies der Steppe zurück nach Zentralkasachstan: Asiatische Wildesel und Przewalski-Pferde. Menschlicher Druck verdrängte beide Tierarten im letzten Jahrhundert vollständig aus ihrem natürlichen Lebensraum in Kasachstan. Durch sorgfältige Wiederansiedlung sollen im Altyn Dala Projektgebiet nun stabile Populationen neu etabliert werden. Die großen Säugetiere erfüllen einen wichtigen Platz im Ökosystem der Steppe und erhöhen auf verschiedene Weise dessen Resilienz und Biodiversität. Kulane werden seit 2017 sukzessive in Altyn Dala wieder angesiedelt. Im Juni 2024 werden die ersten Przewalski-Pferde hinzukommen.
Unser Ziel ist die nachhaltige Ansiedlung von Asiatischen Wildeseln und Przewalski-Pferden im Altyn Dala Projektgebiet. Das Team vor Ort kümmert sich kontinuierlich um die Überwachung der Tiere, die bereits in die Wildnis entlassen wurden, sowie derjenigen, die sich noch im Akklimatisierungsgehege befinden, und die laufende Instandhaltung des Auswilderungszentrums selbst. Saisonal stehen die Organisation von Kulan-Transporten innerhalb Kasachstans und die Unterstützung von Przewalski-Pferdetransporten von Europa in die Steppe auf unserer To-do-Liste. Der Prager Zoo ist federführend bei der komplexen Logistik des Wilpferd-Transports, während der Tierpark Berlin als Hub für die Pferde aus Europa fungiert. Unser langjähriger Partner, der Tiergarten Nürnberg, bietet fachkundige Unterstützung in puncto Umgang mit den Tieren und Management. Die staatliche Unterstützung ist durch das Komitee für Forstwirtschaft und Wildnis der kasachischen Regierung gesichert.
Durch Wilderei und Nahrungskonkurrenz mit Nutztieren wurden die Kulane und Wildpferde in Kasachstan um 1930 vollständig ausgerottet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 führte eine Armutswelle zu einer massiven Landflucht, so dass in kurzer Zeit ein Gebiet von der Größe Frankreichs in Zentralkasachstan fast menschen- und viehlos wurde. Dies eröffnete die einzigartige Gelegenheit, einen riesigen zusammenhängenden Lebensraum schützen und das ursprüngliche Ökosystem zu rekonstruieren. Wie die Serengeti in Afrika sind die zentralen kasachischen Ebenen ein Zufluchtsort für die letzten großen Säugetierwanderungen auf unserem Planeten.
Große Weidetiere sind für Steppenökosysteme essentiell. In Kasachstan sind dies Przewalski-Pferde und asiatische Wildesel, die Kulane. Ihr Dung verbessert die Bodenqualität, ist Lebensgrundlage vieler Insekten und verbreitet die Samen von stationären Pflanzenarten. Dies erhöht die Vegetationsvielfalt und beugt Wüstenbildung und Steppenbränden vor, den zwei Hauptursachen für die Freisetzung von Kohlenstoff aus dem Boden. Kleineren Spezies erleichtern die Megaherbivoren im Sommer den Zugang zu Wasser durch das Graben in trockenen Flussbetten und im Winter zu unter Schnee verborgenen Futterpflanzen. Und wie alle Huftiere tragen sie als Beute für große Raubtiere wie Wölfe zum Nahrungsnetz bei, und ihre Kadaver sind Nahrungsquelle für Aasfresser. Der Einfluss von Przewalski-Pferden und Kulanen stärkt das Ökosystem der Steppe und dessen Kapazität für viele kleinere Arten und bodenbrütende Vögel.
Die Kulane sind Wildfänge aus der größten Kulan-Population der Welt in einem Nationalpark an der südlichen Grenze Kasachstans. Ihr Transport bis in die zentrale Steppe ist ein komplexes logistisches Unterfangen: Sie sind schnell, intelligent und extrem scheu. Unter Druck können Kulane auch sehr gefährlich werden. Daher sind ein solides Fanggehege und Transportboxen, geschultes Personal und Geländefahrzeuge für eine Umsiedlung unerlässlich. Die Przewalski-Pferde hingegen, werden aus Europa bezogen und von Teilnehmenden des EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) zur Verfügung gestellt. Der Prager Zoo koordiniert das EEP und trifft die Auswahl der Pferde. Auch der internationale Transport wird vom Zoo Prag angeleitet, der auf reiche Erfahrung mit erfolgreicher Wiederansiedlung von Przewalski-Pferden in der Mongolei zurückgreifen kann. Ein Team erfahrener Tierärzte wird die Tiere während des Flugs von Europa nach Kasachstan sowie beim Überlandtransport der Kulane innerhalb Kasachstans betreuen.
Das Wiederansiedlungszentrum für große Pflanzenfresser „Alibi“ liegt strategisch günstig in der Torgai-Steppe innerhalb eines 40.000 km2 großen Netzwerks aus etablierten Naturschutzgebieten und ökologischen Verbindungskorridorem. Nach ihrer Ankunft in Alibi werden die Tiere in kompatible Gruppen aufgeteilt und verbringen einige Zeit in den Akklimatisationsgehegen, bevor sie in die umliegende Steppenlandschaft entlassen werden. Die weitere Betreuung erfolgt danach über regelmäßige Rangerpatrouillen und GPS-Monitoring durch Spezialisten.
Für sinnvolle Naturschutzarbeit ist eine solide Datengrundlage unerlässlich. Vor der Auswilderung erhalten ausgewachsene Tiere einen Peilsender. Anhand dieser GPS-Daten ermitteln wir die Wanderrouten der Kulane und künftig auch die der Przewalski-Pferde. Darüber hinaus „überfliegen“ wir mit Drohnen jährlich große Gebiete. Ein KI-Programm, das auf dem immensen Bildmaterial dieser Flüge selbstständig Tiere erkennen und bestimmen kann, ist in der Entwicklung.
Wir binden die Lokalbevölkerung aktiv in das Wiederansiedlungsprogramm ein, indem wir Exkursionen und Bildungsangebote für Schulkinder anbieten. Die kasachischen Mitarbeiter besuchen die Gemeinden im Projektgebiet, um ihnen die Ziele der Naturschutzarbeit zu erklären und ihnen die Bedeutung der Kulane und Przewalski-Pferde näher zu bringen. Außerdem wurden Informationsmaterialien wie Poster und Comics für Kinder erstellt. Transparenz und Kommunikation sind ein Grundstein für die friedliche Koexistenz von Wildnis und Zivilisation.
- Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK)
- Ministry of Ecology, Geology and Natural Resources of Kazakhstan
- Inland Norway University of Applied Science
- Tiergarten Nürnberg
- Kolmarden Foundation
- Zoo Wroclaw – Fundacja Dodo
- Tiergarten Nürnberg
- Tierpark Berlin
- 24 Gute Taten e.V.
- Korkeasaari Zoo
- Givskud Zoo
- Zoo Prag
- Zoo Augsburg Stiftung
- Zoo Neuwied
Zusammen mit unseren internationalen Partnern schauen wir nach vorn – in eine Zukunft in der Kulane und Przewalski Pferde durch die kasachische Steppe streifen.
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