Eröffnung des Beaver House Visitor Centre
in Rucăr, ein wichtiger Meilenstein der Bemühungen des FCC, die touristische Infrastruktur in der Region auszubauen.

In Europa gibt es nur noch wenige Landschaften wie das Făgăraș-Gebirge im rumänischen Teil der Südkarpaten. Die Gebirgskette bietet eine Vielfalt an Lebensräumen und Landschaften – von Buchen- und Fichtenwäldern, die im Norden durch Feuchtgebiete unterbrochen sind, über hohe Kämme und Gipfel bis hin zu spektakulären Eichenwäldern im südlichen Tiefland. Wer zu Fuß hier unterwegs ist, könnte innerhalb einer zweitägigen Trekkingtour fast die gesamte Flora und Fauna Mitteleuropas sehen.
Diese atemberaubend schönen Berge sind von natürlichen Wäldern umgeben und Heimat bedeutender Populationen europäischer Braunbären, Wölfe und eurasischer Luchse. Wilde Flüsse formen noch heute die Täler und über 3.700 Pflanzenarten, viele davon endemisch, sind hier zu finden. Nachdem es 200 Jahre lang keine Wisente mehr in der Region gegeben hat, wurden sie nun wieder in das Ökosystem eingeführt.
Die Foundation Conservation Carpathia (FCC), Partner der ZGF vor Ort, wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, Europas größten Nationalpark zum Schutz der einzigartigen, intakten Wildnis und reichen Artenvielfalt des Făgăraș-Gebirges zu schaffen. Es gibt nicht mehr viele Gebiete in Europa, in denen ein so großer, symbolträchtiger Nationalpark noch errichtet werden könnte.
- Programm: Făgăraș-Gebirge – Schutz von wilden Wäldern in den Rumänischen Karpaten
- Partner Organisation: Foundation Conservation Carpathia
- Fläche: 2.000 km²
- Start: 2007
- Gründung der Stiftung: 2009
- Leitung: Christoph and Barbara Promberger
Seit 2009 arbeitet die Foundation Conservation Carpathia (FCC) mit lokalen und internationalen Mitstreitern zusammen, um die Wildnis im rumänischen Teil der Karpaten zu erhalten. Vorrangiges Ziel ist, ein Reservat wiederherzustellen und zu sichern, das so groß ist, dass eine maßgebliche Population großer Säugetiere darin leben kann und ökologische und evolutionäre Prozesse ganz natürlich ablaufen können.
Der Start dieser Initiative erfolgte zu einem kritischen Zeitpunkt: 2005 wurde in Rumänien die politische Entscheidung getroffen, ehemals verstaatlichte Wälder, einschließlich etwaiger Schutzgebiete, wieder in Privateigentum zu überführen. Dieser Prozess löste Nutzungskonflikte und in vielen Fällen massive Kahlschläge aus, die dazu führten, dass tausende Hektar Wald illegal abgeholzt wurden.
Die Unversehrtheit des Ökosystems der Karpaten war ernsthaft bedroht. Die Mehrheit der ehemaligen Eigentümer hat jedoch kein anderes Interesse an dem Land, als es zu verkaufen. Dadurch ist es jetzt möglich, Land zu erwerben und große Naturwaldflächen dauerhaft zu schützen.
Das Programm will Wildtiere und Lebensräume in einer Landschaft von rund 200.000 Hektar erhalten. Dieses Ziel wird auf verschiedenen Wegen erreicht. Dazu gehören der direkte Landbesitz, die Pacht von Land, die Sicherung von Natura-2000-Gebieten und das Aufkaufen von Jagdrechten für einzelne Konzessionen. Zurzeit werden durch das Programm bereits Wildtiere auf einer Fläche von insgesamt 80.500 Hektar geschützt. 28.000 Hektar Fläche befinden sich im Eigentum des Programms.
Obwohl das Făgăraș-Gebirge selbst nur sehr dünn besiedelt ist, befinden sich 28 Dörfer in der tieferliegenden Umgebung. Ein neuer Nationalpark würde die lokale Wirtschaft verändern. Um für die Gemeinden wirtschaftliche Alternativen zu entwickeln, bedarf es eines intensiven Austauschs. Eine Plattform aus Interessensvertretern gibt den Gemeinden eine Stimme und die Möglichkeit, sich direkt am Entwicklungsprozess eines neuen Nationalparks zu beteiligen.
Das Programm arbeitet eng mit den lokalen Gemeinden zusammen, um einen nachhaltigen Tourismus zu entwickeln, Mensch-Wildtier-Konflikte zu steuern und schwächere Gemeindemitglieder in schwierigen Zeiten wie der COVID-19-Pandemie zu unterstützen. Das Programm führt auch ein Projekt durch, um naturfreundliche, lokale Unternehmen zu unterstützen.
Eine Analyse der sozioökonomischen Situation rund um das Făgăraș-Gebirge zeigte, dass Ökotourismus, Naturschutzaktivitäten sowie die Nahrungsmittelproduktion die besten nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Daher wurde erfolgreich ein „Food Hub“ eingerichtet, wo natürliche und lokal hergestellte Produkte verkauft werden. Diese Initiative erschließt Märkte für Bauern aus der Region. Die Produkte werden verantwortungsbewusst geerntet, angebaut, verarbeitet und vertrieben, unter Berücksichtigung von Boden- und Klimaschutz sowie der Biodiversität.
Rumänien gilt seit langem als Land mit großem Potenzial für Ökotourismus, der den ländlichen Gemeinden die dringend benötigten nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten bieten könnte. Das Programm hat deshalb damit begonnen, ein Ökotourismusprogramm zu entwickeln, dessen Schwerpunkt auf Wildtieren, Wäldern und Naturschutz liegt.
Einen neuen ökotouristischen Anziehungspunkt gibt es erst seit kurzem: Die Möglichkeit, freilebende Wisente zu erleben, die im Rahmen des Programms wieder angesiedelt wurden. Zudem wurden vier Stationen für Tierbeobachtung im Fagaras-Gebirge errichtet, die Ausbildung von Naturführern unterstützt und die neue Webseite Travel Carpathia erstellt, die Touristen rund um ihren Besuch informiert.
Das Programm unterstützt die Ranger, die auf einem Gebiet von über 80.500 Hektar Jagd- und Forstgesetze durchsetzen. Ihre Arbeit zeigt indes auch über das Projektgebiet hinaus Wirkung: Auch in den benachbarten Wäldern hat sich der illegale Holzeinschlag deutlich verringert.
Die Ranger kümmern sich auch um das Monitoring der Biodiversität und helfen den Gemeinden, wenn es zu problematischen Mensch-Wildtier-Begegnungen kommt. Sie fangen zum Beispiel Bären oder Wölfe, die in die Nähe von Siedlungen vordringen, und bringen sie zurück in die Berge, damit es nicht zu Zwischenfällen kommt. Im Rahmen der ökologischen Renaturierungsinitiativen des Programms arbeiten die Ranger außerdem gemeinsam mit Mitarbeitern der lokalen Gemeinden daran, Kahlschlag-Gebiete wieder aufzuforsten. Das schützt vor Bodenerosion und beschleunigt die Wiederherstellung der Wälder.
Im Rahmen des Programms wurde ein altes Forsthaus im Dâmbovița-Tal in ein Umweltbildungszentrum umgewandelt. Die Räumlichkeiten werden für Schul- und Freiwilligenprogramme genutzt. Mehr als 1.200 Schüler und Lehrer nehmen mittlerweile am Umweltbildungsprogramm teil. Außerdem können sich Lehrer und angehende Ranger hier zu „Pädagogen für die Natur“ ausbilden lassen.
Zu den Projektplänen für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation gehören die Forschung zur menschlichen Dimension, eine Dialogplattform, die Organisation lokaler und nationaler Veranstaltungen, ökologische Bildungsprogramme, Freiwilligen- und Botschafterprogramme, Jobangebote und nicht zuletzt die tägliche Präsenz des Teams in den Gemeinden.
Traditionell wird das Wildtiermonitoring in Rumänien von den Jägern durchgeführt. Durch das Programm sind in diesem Bereich nun auch Ranger aktiv: Sie nutzen Kamerafallen und genetische Analysen von Proben, wie zum Beispiel von Braunbären zurückgelassene Haare an Bäumen, um Wildtiere zu überwachen. Diese Erhebungen zeigen uns, wie die Naturschutzmaßnahmen bzw. die Maßnahmen zur ökologischen Wiederherstellung wirken, und sie helfen, die Naturschutzmaßnahmen zu steuern.
Die Überwachung des Ökosystems ist auch für die Wiederansiedlung von Arten in das Gebiet wichtig. 81 Wisente wurden in drei Gebieten im Süden des Fagars-Gebirges wieder angesiedelt. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Aktuell kommt bereits die zweite Generation Kälber in der Wildnis zur Welt.
Darüber hinaus wurden 62 Bieber wieder angesiedelt. Ihre Aktivitäten begünstigen bereits jetzt die Biodiversität der Region.
Rumänien verfügt zwar über die größte Population von Braunbären, Wölfen und Luchsen in der EU, trotzdem wurde die Tierwelt des Făgăraș-Gebirges durch Wilderei und Überjagung sowie durch den Verlust von Lebensräumen stark beeinträchtigt. Damit sich Wildtiere in Jagdgebieten erholen können, haben die Partner der ZGF einen eigenen Jagdverband gegründet und können dadurch Jagdrechte pachten. Sobald der Verband Jagd-Konzessionen erworben hat, wird die Jagd in diesen Gebieten eingestellt und die Tierwelt geschützt. Nachdem das Programm damit begonnen hat, Wildtiere zu überwachen und die Bestände von Großraubtieren und Huftieren im Făgăraș-Gebirge zu zählen, kann dieser Jagdverband nun mit wissenschaftlichen Daten zu der hitzigen Diskussion über die Jagd in Rumänien beitragen.
Wildtiere wagen sich gelegentlich in die Nähe menschlicher Siedlungen im Făgăraș-Gebirge und in solchen Fällen kann es zu problematischen Begnungen zwischen Mensch und Wildtier kommen. Um Konflikte zwischen Mensch und Wild zu vermeiden, unterstützt das Programm lokale Viehzüchter durch präventive Maßnahmen wie Elektrozäune. Außerdem wurde ein Zuchtprogramm für die Herdenschutzhunde „Carpatin“ gestartet, die ein wirksames Instrument zur Abwehr von Großraubtiere sind. Darüber hinaus wurden zwei Schnelleinsatz-Teams gebildet, die aus Parkrangern und Mitgliedern der regionalen Gendarmerie bestehen und dafür ausgebildet und ausgestattet sind, solche Konflikte zwischen Wildtieren und Menschen schnell und professionell zu lösen.
Erfolgreicher Naturschutz ist immer Teamarbeit. In allen Programmen arbeiten wir mit den nationalen Behörden, den zuständigen Schutzgebietsverwaltungen, nationalen Naturschutzorganisationen, Geberorganisationen und mit den örtlichen Gemeinden.
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The Wyss Foundation
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OAK Foundation
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Endangered Landscapes Programme (ELSP)
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The European Nature Trust
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Pancivis Foundation
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Jack Wolfskin
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ProPark Foundation
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Conservation Capital


5 Jagdkonzessionen wurden von FCC erworben, wodurch Wildtiere auf einer Fläche von 75.000 ha geschützt werden.

Der Carpathia Fund wird gegründet, ein Finanzierungsinstrument zur Unterstützung von Projekten, die Weiterbildung und Förderung des Naturschutzes zum Ziel haben und sich an Schulen und lokale Organisationen richten. Neben den Junior Rangers werden viele weitere Naturbildungsprogramme ins Leben gerufen: „Adopt a nature corner“ (Adoptiere eine Ecke der Natur), „Nature in the classroom“ (Natur im Klassenzimmer), „Carpathia Scholarships“ (Carpathia-Stipendien).

Gründung von Travel Carpathia, dem Ökotourismus-Reiseunternehmen.

Einweihung des Richita-Zentrums für Aktivitäten und Naturerkundung, einem wesentlichen Bestandteil des FCC-Bildungsprogramms.

Die Wiederansiedlung von Bibern im Süden des Făgăraș-Gebirges hat begonnen; es wurden Genehmigungen für den Fang von 70 Bibern aus dem Norden des Kreises Brașov erteilt.
Start des Programms „Essen für ältere Menschen“ und Bereitstellung eines Zugangs zu Online-Bildungsangeboten für Kinder in ländlichen Gebieten, um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu mildern.

Die erste Auswilderung von Wisenten. Rückkehr der Art nach 200 Jahren.

Übernahme der Jagdrechte in der zweiten verpachteten Jagdkonzession und Einstellung der Jagd in dem Gebiet, damit sich die Wildtiere dort erholen können.

Über 10.000 Hektar Land befinden sich nun im Besitz von FCC, dem Partner der ZGF, und die europäische Eibe wurde erneut im Dâmbovița-Tal angepflanzt.

Start des Wildtier-Monitorings sowie der Bestandszählungen von Raubtieren und Huftieren.

Renaturisierung der ersten Kahlschlagstelle, um Bodenerosion zu verhindern und die Erholung zu beschleunigen.

Übernahme der Jagdrechte in der ersten verpachteten Jagdkonzession und Einstellung der Jagd in dem Gebiet, damit sich die Wildtiere dort erholen können.

Kauf eines ersten Landstücks in den Südkarpaten durch FCC, dem Partner der ZGF, um den Schutz sicherzustellen und ein Schutzgebiet von 100.000 Hektar zu schaffen.

“Rumänien ist wahrscheinlich eines der reichsten Länder in Europa: es hat alles, was es braucht, um die Herausforderungen zu bewältigen, die wir derzeit in Bezug auf den Klimawandel und den Verlust der Artenvielfalt haben. Wir müssen es nur nutzen.”