Titelbild: Bernhard Grzimek (l.) und sein Sohn Michael in der Serengeti. © Okapia

Bernhard Grzimek war eine prägende Figur für den Naturschutz – in Deutschland und international. Er hat bereits in den 1950er-Jahren die Probleme benannt, die auf die Menschheit zukommen würden: das massive Artensterben, der rapide Verlust von natürlichen Lebensräumen sowie die steigende Nachfrage nach natürlichen Ressourcen.

Vor allem in Deutschland hat er Naturschutz zum Thema gemacht und auf die politische Agenda gesetzt. Er beförderte den ersten Nationalpark in Deutschland (Bayerischer Wald), war der erste Naturschutzbeauftragte der Bundesregierung und Mitgründer zahlreicher Umweltorganisationen.

Mit seinen Fernsehsendungen, seiner Zeitschrift und seinen Büchern hat er mehrere Generationen für Natur und Tiere begeistert und somit einen wichtigen Grundbaustein für die grüne Bewegung gelegt und Naturschutz in Deutschland populär gemacht

Weltweite Aufmerksamkeit erhielt er für seine Bemühungen, den Serengeti-Nationalpark in Tansania zu schützen. Als Buchautor, Kino- und Fernsehpersönlichkeit hat er seine Idee von Naturschutz und seine persönlichen Überzeugungen einem Millionenpublikum präsentiert. Viele seiner Ansichten sind heute wissenschaftlicher Konsens, andere müssen kritisch betrachtet werden.

Zoo Frankfurt

Bernhard Grzimek wurde 1909 in Schlesien geboren. Als junger Tierarzt kam er kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs nach Frankfurt und wurde 1945 Direktor des völlig zerstörten Frankfurter Zoos. Er investierte viel Zeit in den Wiederaufbau, versuchte, Gehege möglichst tiergerecht zu gestalten und machte den Zoo Frankfurt so zu einem der modernsten Tiergärten seiner Zeit. 1950 gründete er zur Förderung des Zoos die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens e. V.“, die Jahre später in „Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.“ umbenannt wurde.

Damit der Zoo erfolgreich blieb, war Grzimek immer auf der Suche nach neuen Tierarten. 1951 reiste er zum ersten Mal nach Afrika, um mehr über die natürlichen Lebensräume der Wildtiere zu lernen und einige Tiere mit nach Frankfurt in den Zoo zu bringen. Aus den Filmaufzeichnungen von Bernhard Grzimek und seinem Sohn Michael während dieser Reisen entstanden erste Dokumentarfilme.

Grzimek und die Serengeti

Ende 1957 reiste Bernhard Grzimek zusammen mit seinem Sohn Michael mit dem zebragestreiften Kleinflugzeug mit der Kennung D-ENTE vom hessischen Egelsbach nach Tanganjika (heute Tansania). Vater und Sohn wollten die große Wanderung der Gnus, Zebras und Antilopen in der Serengeti erforschen. Um das große Gebiet zu erfassen, flogen sie in festgelegten Transekten über die Serengeti und zählten die Wildtiere aus dem Flugzeugfenster heraus. Ihre Methode war für die damalige Zeit neu und wird bis heute in ähnlicher Form für große Tierzählungen angewandt.

Bernhard und Michael wollten beweisen, dass die Planung der britischen Kolonialregierung, die 1959 noch Tanganjika kontrollierte, die Grenzen des Serengeti Nationalparks zu ändern, für die Tiere fatal wäre. Trotz ihres Welterfolgs „Serengeti darf nicht sterben“, mit dem sie weltweit Front gegen die Grenzänderung machten, kam diese 1959 wie ursprünglich geplant. Aus heutiger Sicht kann man sagen: Es war Glück für die große Tierwanderung, dass Grzimeks Forderungen nicht gehört wurden.

Zur Zeit ihrer Überflüge hielten sich die großen Herden nicht im Norden des Nationalparks auf, was die Grzimeks zu der Annahme verleitete, der Teil sei für den Nationalpark entbehrlich. Hätte man die Grenzen nach ihren Vorstellungen gezogen, wären die Wanderrouten der Wildtiere im Norden des Nationalparks unterbrochen worden. Heute sind diese jedoch die wichtigsten Weidegründe in der Trockenzeit und garantieren den Zugang der Tiere zum Wasser des Mara-Flusses.

Ihre Arbeit dokumentieren die Grzimeks in dem Oscar-prämierten Film „Serengeti darf nicht sterben“ und dem gleichnamigen Buch. Die Fertigstellung und den Erfolg erlebte Michael Grzimek jedoch nicht mehr, denn im Januar 1959 verunglückte er mit dem legendären zebragestreiften Flugzeug tödlich.

Bernhard Grzimek blieb Tansania zeitlebens verbunden. Er warb nicht nur für den Serengeti-Nationalpark, sondern war auch ein Förderer der ersten Rangerschule in Tansania („Mweka College of African Wildlife Management“), und unterstützte den Naturschutz in anderen Regionen des Landes, darunter auf der Insel Rubondo. Sein Engagement in Tansania ist Anfang der Naturschutzarbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.

Naturschutz-Pionier und Nationalpark-Initiator

Bernhard Grzimek nutzte zeitlebens seine Popularität, um für den Naturschutz und den Schutz der natürlichen Lebensräume von Wildtieren zu werben. Nicht nur in Afrika, sondern auch in Deutschland. In den 1960er-Jahren startete er eine Kampagne gegen das Abschlachten von Robbenbabys in Kanada und protestierte erfolgreich gegen das Tragen von Pelzen bedrohter Tierarten. Er kämpfte gegen die Hühnerhaltung in Legebatterien und klebte heimlich Protestaufkleber in Speisekarten von Restaurants, die noch Schildkrötensuppe oder Froschschenkel verkauften.

Seine Fernsehsendung im Hessischen Rundfunk, „Ein Platz für Tiere“, war 25 Jahre lang ein Publikumsmagnet und Grzimeks Plattform, um Spenden für die Naturschutzprojekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zu sammeln, die sich im Laufe der Zeit von einer reinen Zoofördergesellschaft zu einer Naturschutzorganisation entwickelte.

1969 wurde Bernhard Grzimek erster Beauftragter der Bunderegierung für den Naturschutz (1969-73) und fordert ein bundesweites Naturschutzgesetz. Zudem war er Mitbegründer des WWF Deutschland, des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Präsident des Deutschen Naturschutzrings DNR (1964-68). Für den ersten deutschen Nationalpark “Bayerischer Wald” der 1970 offiziell gegründet wurde, leistete er gemeinsam mit Hubert Weinzierl entscheidende Starthilfe. Und zusammen mit Horst Stern rief er die Gruppe Ökologie ins Leben, die sich gewissermaßen als die deutsche Version des „Club of Rome“ verstand.

Bernhard Grzimek starb 1987 während einer Zirkusvorstellung in Frankfurt. Seine Asche wurde nach Tansania überführt und neben seinem Sohn Michael am Rand des Ngorongoro-Kraters beigesetzt.

Natürliche Lebensräume schützen

Bernhard Grzimek warb für Naturschutzgebiete und Nationalparks, als dies noch wenig populär war. Heute fordern wissenschaftliche Organisationen wie der Weltbiodiversitätsrat IPBES (The Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) und der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), ebenso wie wir, intakte, natürliche Lebensräume unter Schutz zu stellen, um den großen Herausforderungen wie Klimawandel, Artenschwund und Verlust an biologischer Vielfalt zu begegnen. Mehr als 100 Länder haben sich aktuell dem Aufruf angeschlossen, 30 Prozent des Planeten unter Schutz zu stellen.

Grzimek stellte auch unbequeme Fragen zur Entwicklung der Menschheit, die später vom Club of Rome und anderen Institutionen aufgegriffen wurden: Wie soll dieser Planet dem Wachstum der Menschheit und ihrer Nachfrage nach natürlichen Ressourcen gerecht werden? Fragen, auf die wir heute noch dringender Antworten benötigen als damals und die globale Anstrengungen notwendig machen.

Kritische Auseinandersetzung mit Bernhard Grzimek

Mitte des 20. Jahrhunderts war Bernhard Grzimek prägend für den Naturschutz in Deutschland und den Beginn der Naturschutzarbeit der ZGF. Eine seiner Grundüberzeugungen ist heute die Mission unserer Organisation: Wir bewahren Wildtiere und ihre Lebensräume, und dies vor allem in Schutzgebieten und herausragenden Wildnisregionen.

2006 hat die Zoologische Gesellschaft Frankfurt eine historische Aufarbeitung von Bernhard Grzimeks Leben angestoßen. Die Hamburger Wissenschaftlerin Claudia Sewig erhielt dazu uneingeschränkten Zugang zum Archiv der Organisation und verfasste die Biografie „Bernhard Grzimek – Der Mann, der die Tiere liebte“ (Bastei Lübbe, 2009). Ebenso erhielt der amerikanische Historiker Thomas Lekan Zugang zu dem ZGF-Archiv für seine kritische Recherche zu Bernhard Grzimek in seinem Buch „Our Gigantic Zoo. A German Quest to save the Serengeti“ (Oxford University Press, 2020).

Bernhard Grzimek hat seine wissenschaftliche Expertise aber auch seine persönliche Meinung in Film, Fernsehen und zahlreichen Büchern kommuniziert. Ungeachtet seiner Leistung für den Naturschutz, sind einige der persönlichen Überzeugungen von Bernhard Grzimek und einzelne seiner Handlungen nicht mit den Grundsätzen und Werten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von heute vereinbar.

Bernhard Grzimek war ab Mai 1937 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Dies hat er nach dem Krieg geleugnet und in seiner Autobiografie explizit behauptet, nie Mitglied einer Partei gewesen zu sein („Auf den Menschen gekommen“, 1974). Ob Grzimek Mitglied der SA war, ist bis heute unklar. Dazu gibt es widersprüchliche Angaben, aber bisher keine historischen Belege.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt verurteilt jede Form von nationalsozialistischer Ideologie, ebenso wie jede Form von Rassismus. Bernhard Grzimeks Parteimitgliedschaft sowie sein Leugnen der Mitgliedschaft nach dem Krieg, sind nicht mit den Grundsätzen und Werten der ZGF vereinbar, zu denen auch Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zählen.

Sowohl die Biografin Claudia Sewig als auch der amerikanische Historiker Thomas Lekan ordnen diese Mitgliedschaft so ein, dass sie allein Grzimeks beruflicher Karriere dienen sollten, dass ihm aber keine inhaltliche Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut nachzuweisen sei.

In einem Interview mit der Zeitung Die Welt im April 2009 beschreibt es Sewig folgendermaßen:

„Nach dem Kriege wurde untersucht, ob er Parteimitglied war. Schließlich wurde er als unbelastet eingestuft. Auch weil viele Anti-Nazis sich für ihn verwendet hatten. Er war kein überzeugter Nazi. Darauf gibt es in seinen Schriften – anders als etwa bei Konrad Lorenz – keine Hinweise.

Er hat sich nicht rassistisch oder antisemitisch geäußert, eher im Gegenteil. Das bestätigen alle, die ihn kannten. Allerdings war er Anhänger der Euthanasie von unheilbar Leidenden. Diese Einstellung war damals jedoch weitverbreitet. So dachten nicht nur Nazis. Was die Politik betrifft, war Grzimek in erster Linie Karrierist. 1937 war es vorteilhaft, Parteimitglied zu sein. Er hatte auch Begegnungen mit einigen NS-Größen, äußerte sich aber nachher nicht sehr begeistert über sie.

Später sinniert er darüber, dass er die Möglichkeit hatte, Hitler zu töten, weil dessen Tross häufig an seinem Bürofenster vorbeifuhr. Aber er traute sich nicht, weil er überleben wollte. An Kriegsverbrechen kann er nicht teilgenommen haben, da er in einer tierärztlichen Spezialeinheit diente, die sich um die Armeepferde kümmerte.“

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt distanziert sich von den persönlichen Ansichten Bernhard Grzimeks zur Eugenik, die er in seiner Autobiografie niedergeschrieben hat (Auf den Mensch gekommen, 1974). Die Äußerungen sind nicht mit den Grundsätzen und Werten der ZGF vereinbar, zu denen der respektvolle Umgang mit allen Menschen gehört.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt heute

Bernhard Grzimek hat für den Naturschutz Bemerkenswertes geleistet und ganze Generationen für das Thema sensibilisiert und begeistert. Von den 1960er Jahren bis zu seinem Tod 1987 war er entscheidend für die Entwicklung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zu einer Naturschutzorganisation, damals noch mit einer Handvoll Mitarbeiter und einem recht überschaubaren Budget.

Heute ist die ZGF eine internationale Organisation mit über 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Ländern. Über 20 Millionen Euro investieren wir jährlich in den Naturschutz. Menschen unterschiedlichster Herkunft arbeiten gemeinsam daran, unseren Planeten zu schützen. Sie orientieren sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und international anerkannten und abgestimmten naturschutzfachlichen Methoden und Vorgehensweisen. Sie alle fühlen sich unseren Grundsätzen und Werten verpflichtet.

Kontakt

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt

Telefon: +49 (0)69 - 94 34 46 0
Fax: +49 (0)69 - 43 93 48
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