(Frankfurt, 24. April 2025) Im 42. Jahr verleiht die Bruno H. Schubert-Stiftung heute in Frankfurt einen der höchstdotierten deutschen Umweltpreise, den Frankfurt Conservation Award (Bruno H. Schubert-Preis). In der Kategorie „angewandter Naturschutz“ geht die Auszeichnung an Dr. Ha Thang Long. Er leitet das ZGF-Projekt „Waldschutz im zentralvietnamesischen Bergland“.

Frankfurt Conservation Award 2025 (Bruno H. Schubert-Preis) geht an ZGF-Projektleiter Dr. Ha Thang Long aus Vietnam
Wenn von tropischem Regenwald und schützenswerten Affenarten die Rede ist, ist Vietnam vielleicht nicht das erste Land, das einem in den Sinn kommt. In Vietnam sind noch etwa 20 Prozent der Landesfläche bewaldet, allerdings ist nur ein Drittel dieser bewaldeten Fläche echter Primärwald. Historisch bedeckten die tropischen Regenwälder über zwei Drittel der Landesfläche, doch durch den Vietnamkrieg und andere menschliche Aktivitäten wie Abholzung und Landwirtschaft ging ein erheblicher Teil dieser Fläche verloren.
Einer der Menschen, die sich mit vollem Herzen und in ihrer gesamten beruflichen Laufbahn dafür einsetzen, dass diese Wälder erhalten bleiben, ist Dr. Ha Thang Long. Dafür wird er heute im Rahmen einer Abendveranstaltung im Frankfurter Senckenberg Museum mit dem Frankfurt Conservation Award (Bruno H. Schubert-Preis) ausgezeichnet. Er erhält den Preis in der Kategorie angewandter Naturschutz.
„Vietnam gehört zu den Top drei der vielfältigen Ökosysteme Südostasiens – mit tropischen Wäldern, Meeres- und Küstenlebensräumen. Viele der Arten dort sind endemisch, leben also nur bei uns. Die Erhaltung der Biodiversität in Vietnam ist entscheidend für das Wohl der Menschen in der gesamten Region“, sagt Ha Thang Long.
Vietnam gehört zu den Top drei der vielfältigen Ökosysteme Südostasiens – mit tropischen Wäldern, Meeres- und Küstenlebensräumen. Viele der Arten dort sind endemisch, leben also nur bei uns. Die Erhaltung der Biodiversität in Vietnam ist entscheidend für das Wohl der Menschen in der gesamten Region.
Ebenfalls mit einem Frankfurt Conservation Award 2025 ausgezeichnet wurden Dr. Rosie Trevelyan von der Tropical Biology Association (in der Kategorie Lehre) und Joji Cariño vom Forest Peoples Programme (in der Kategorie Forschung).
Die Nominierung der drei Ausgezeichneten erfolgte durch die drei Partnerinstitutionen der Bruno H. Schubert-Stiftung, die Goethe-Universität, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, um deren Leistungen in Forschung und Lehre, im Natur- und Umweltschutz sowie im angewandten Naturschutz zu würdigen. Der Frankfurt Conservation Award ist jeweils mit 15.000 Euro dotiert.
Der vietnamesische Biologe Dr. Ha Thang Long ist seit mehr als 27 Jahren im praktischen Naturschutz tätig und bereits seit 1999 mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) verbunden. Er leitet heute das ZGF-Projekt „Waldschutz im zentralvietnamesischen Bergland”. Den Frankfurt Conservation Award 2025 erhält er in Anerkennung seines Einsatzes für den Schutz des Cuc-Phuong-Nationalparks, des Kon-Ka-Kinh-Nationalparks sowie des Kon-Chu-Rang-Naturreservats in Vietnam und der dort lebenden gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Primaten.
Bereits als Student der Biologie verbrachte Ha Thang Long seine Zeit wann immer er konnte in der Natur und unterstützte maßgeblich die Feldbeobachtungen und Zählungen der seltenen Delacour-Languren (Trachypithecus delacour) sowie der Cat-Ba-Languren (Trachypithecus poliocephalus) im Norden Vietnams. Im Jahr 2001 entdeckte er die größte und damit wichtigste Population der vom Aussterben bedrohten Grauschenkligen Kleideraffen (Pygathrix cinerea) im zentralen Bergland von Vietnam und sammelte erfolgreich Spenden, um den Lebensraum dieser Art zu retten.

„Ich habe den Verlust von Arten und die Zerstörung von Ökosystemen in Vietnam miterlebt. Ich bin entschlossen, dies zu stoppen und dazu beizutragen, die Natur und die Tierwelt des Landes zu schützen und wiederherzustellen, um es wieder sicher und schön zu machen“, sagt Ha Thang Long.
Ich habe den Verlust von Arten und die Zerstörung von Ökosystemen in Vietnam miterlebt. Ich bin entschlossen, dies zu stoppen und dazu beizutragen, die Natur und die Tierwelt des Landes zu schützen und wiederherzustellen, um es wieder sicher und schön zu machen
Aus dem wissenschaftlichen Artenschutz kommend erkannte er früh, dass nur der Schutz natürlicher Lebensräume die einzigartige Tierwelt Indochinas würde retten können, denn 22 der 24 für Vietnam nachgewiesenen Affenarten gelten als gefährdet. Die Unterstützung von Schutzgebieten als Rückzugsräume für Wildtiere im dichtbesiedelten Vietnam und die Bedeutung, die diese Gebiete dadurch haben, bestimmten seine weitere berufliche Entwicklung. Er brachte sich in die Erforschung und das Management verschiedener Schutzgebiete ein, wie beispielsweise im Cuc-Phuong-Nationalpark, wo er beim Aufbau des Endangered Primate Rescue Center (EPRC) mithalf, bevor er im Auftrag der ZGF seinen aktuellen Schwerpunkt auf das zentrale Bergland von Vietnam legte. Auch trug er maßgeblich dazu bei, dass die UNESCO 2021 das Biosphärenreservat Kon Ha Nung ausrief.
Dank seines Einsatzes konnten Wilderei und illegaler Holzeinschlag deutlich verringert werden und der Kon-Ka-Kinh-Nationalpark und das Kon-Chu-Rang-Naturreservat wurden zu Hochburgen für Kleideraffen und Gibbons, wie regelmäßige Zählungen zeigen. Erreicht hat er dies vor allem durch vorbildliche Partnerarbeit mit politischen Vertretern von der lokalen bis hin zur regionalen und nationalen Ebene sowie durch die guten Beziehungen zu Schutzgebietsbehörden und der lokalen Bevölkerung wie der Bahnar Volksgruppe. Auch die von Ha Thang Long und seinem Team ins Leben gerufenen Umweltbildungsangebote für die lokalen Gemeinden haben maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen.

In mitreißenden und humorvollen Vorträgen gibt Ha Thang Long seine Erfahrung und sein Wissen an junge Studierende der Biologie weiter. Seit 2007 haben Hunderte von Studentinnen und Studenten an seinen Trainingskursen für den Primatenschutz an der Universität Da Nang teilgenommen und Alumnae des Fortbildungsprogramms gründeten 2012 sogar eine eigene NGO namens GreenViet, die ein wichtiger Akteur für die Erhaltung gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume in Zentralvietnam geworden ist.
Wie der berufliche Werdegang von Ha Thang Long zeigt, ist er seinem Engagement und seiner Leidenschaft treu geblieben, denn er hat sein klares Ziel – die Biodiversität seines Landes zu erfassen und sie für und mit den Menschen zu bewahren – nie aus den Augen verloren.
Kontakt
Dagmar Andres-Brümmer, Zoologische Gesellschaft Frankfurt
andres-bruemmer@zgf.de
Tel. +49 (0)160 6176701
Fotos
Download: Pressefotos – Dr. Ha Thang Long
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Vietnam
Kon Ka Kinh und Kon Chu Rang