Der Wispertaunus ist Teil des größten unzerschnittenen Waldgebietes Hessens. Dort sollen die bestehenden Gebiete mit natürlicher Waldentwicklung und dem angrenzenden Kammerforst erweitert, miteinander zu vernetzt und dauerhaft gesichert werden. In Lorch am Rhein fand am 9. Juli die offizielle Auftaktveranstaltung des Projektes statt.
Auftaktveranstaltung des Naturschutzgroßprojekts Wispertaunus
Am 1. Oktober 2023 ging nach mehrjähriger Vorbereitung die Planungsphase des gemeinsam vom Bund und dem Land Hessen geförderten Naturschutzgroßprojektes Wispertaunus an den Start. Hier, in der weitläufigen Waldlandschaft des Wispertaunus gibt es seit einigen Jahren größere Naturwaldentwicklungsflächen im hessischen Landeswald. In ihnen findet keine forstliche Nutzung mehr statt und die Wälder entwickeln sich eigendynamisch. Von der natürlichen Waldentwicklung profitieren viele seltene und bedrohte Tierarten wie die Bechsteinfledermaus, die auf einen hohen Anteil alter und abgestorbener Bäume als Lebensraum angewiesen ist. Zudem leisten Naturwälder einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, da sie CO2 aufnehmen und den Kohlenstoff langfristig speichern.
Im Rahmen des Projektes sollen die bestehenden Naturwälder im Landeswald erweitert und miteinander vernetzt werden. Interessierte Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer können freiwillig ihre Flächen einbringen und werden für ihr Engagement zum Schutz der Artenvielfalt finanziell entschädigt. In der Planungsphase, die noch bis Mitte 2026 läuft, wird unter Einbeziehung aller Beteiligten vor Ort ein detaillierter Pflege- und Entwicklungsplan zur Entwicklung eines großen Naturwaldverbundes erarbeitet. Nach Zustimmung der Waldbesitzenden kann dieser dann in einer anschließenden Projektphase 2, die auf zehn Jahre angelegt ist, umgesetzt werden.
Am 9. Juli fand nun die offizielle Auftaktveranstaltung statt, zu der die Zoologische Gesellschaft Frankfurt die vielfältigen Akteure des Waldes sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Alte Villa in Lorch eingeladen hatte. Das Projekt stieß insbesondere bei den Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und den Verbänden der Region auf großes Interesse.
Über 100 Gäste verfolgten die Grußworte von Ivo Reßler, Bürgermeister der Stadt Lorch sowie der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Dr. Bettina Hoffmann und von Carsten Wilke, Leiter der Abteilung Wald und nachhaltige Forstwirtschaft im hessischen Landwirtschafts- und Umweltministerium.
Bürgermeister Ivo Reßler unterstrich dabei die Chancen, die das Projekt für die Menschen und den Wald vor Ort bietet, „Der Wald braucht uns Menschen nicht – aber wir brauchen den Wald als Lebensgrundlage. Das Projekt bietet uns die Chance den Wald zu schützen und gleichzeitig Einnahmen für die Stadt zu erzielen“.
Im Anschluss an die Reden konnten sich die Teilnehmenden bei einem Waldrundgang mit dem Forstamt Rüdesheim ein Bild von den angestrebten Maßnahmen zur Erweiterung der Naturwaldflächen machen. „Die große Mehrheit unserer Gäste zeigte sich dem Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen“, freut sich Nico Eidenmüller am Rande der Exkursion. „Wir sind zuversichtlich, gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort einen wichtigen Beitrag zum Waldnaturschutz vor unserer Haustüre leisten zu können.“
Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt arbeitet im Rahmen des Projektes eng mit dem Bundesamt für Naturschutz, dem Land Hessen, dem Forstamt Rüdesheim, dem Regierungspräsidium Darmstadt, den Kommunen Lorch, Heidenrod und Geisenheim, interessierten Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern sowie diversen Interessen- und Nutzergruppen zusammen.
Die Mittel für die Planungsphase in Höhe von rund 1,2 Mio. Euro werden zu 75 Prozent vom Bundesumweltministerium und zu 15 Prozent durch das Land Hessen getragen. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt beteiligt sich als Projektträgerin zu zehn Prozent an den Kosten. Das Bundesamt für Naturschutz begleitet das Vorhaben. Das Regierungspräsidium Darmstadt übernimmt von Seiten des Landes die administrative Abwicklung und fachliche Begleitung des Projektes.