COP 15: Naturschutz ist Klimaschutz

Vom 7. bis 19. Dezember findet im kanadischen Montreal die UN Biodiversity Conference COP 15 statt. Dabei geht es um den Schutz der Natur und die Eindämmung des weltweiten Verlusts der biologischen Vielfalt. Für uns nimmt Dr. Peyton West an der Konferenz teil.

05.12.2022, Katharina Hensen und Dagmar Andres-Brümmer

Ab dem 7. Dezember tagt die Welt in Montreal. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der Biodiversität, der Vielfalt des Lebens. Es ist die 15. Vertragsstaatenkonferenz, oder COP 15, ins Leben gerufen von der CBD, der Convention on Biological Diversity, auf Deutsch dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt. In diesem internationalen Abkommen aus dem Jahr 1992 haben die Vertragsparteien festgelegt, wie die natürlichen Ressourcen der Erde genutzt und geschützt werden sollen. Alle UN-Mitgliedstaaten sind Teil des Abkommens, mit Ausnahme der USA, die den Vertrag zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert haben.

„Ich hoffe, dass wir ein Abkommen erreichen, das endlich die notwendige Trendwende beim Erhalt der biologischen Vielfalt einleitet“, sagt COP-Experte Dr. Georg Schwede. Er wird als Vertreter der Organisation Campaign for Nature in Montreal dabei sein. Eigentlich sollte die COP 15 bereits 2020 im chinesischen Kunming stattfinden, doch aufgrund der Pandemie kam es zu mehreren Verschiebungen. Schließlich wurde die Konferenz zweigeteilt: Der erste Teil wurde 2021 virtuell abgehalten, während der abschließende Teil der COP 15 dieser Tage in Montreal stattfindet. Endlich, möchte man sagen, denn eigentlich können wir uns keine Verzögerungen bei der Rettung unserer Lebensgrundlagen mehr leisten.

Zweigeteilte Konferenz

Trotz der Verlegung des Tagungsortes nach Kanada behält China den Vorsitz der COP 15. Im digitalen ersten Teil der Konferenz einigten sich die 196 Teilnehmerstaaten auf die sogenannte Kunming-Erklärung. In dieser Absichtserklärung bekräftigen die Nationen, der biologischen Vielfalt der Erde bis 2030 eine hohe Priorität einzuräumen. Der Naturschutz soll verbessert, das Umweltrecht gestärkt und finanzielle Anreize für den Schutz der biologischen Vielfalt geschaffen werden. Rechtlich bindend ist diese Erklärung nicht, ebensowenig sind konkrete Maßnahmen darin enthalten.

„Stand der Dinge ist, dass wir momentan einen Entwurf mit 22 Zielen haben, der immer noch sehr, sehr viele textliche Ungereimtheiten aufweist und auch viele Punkte enthält, bei denen es keine Übereinstimmung gibt. Jetzt geht es in Montreal darum, sich auf konkrete Formulierungen, Ziele und Zahlen zu einigen“, sagt Georg Schwede.

Finanzielle Zusagen verschiedener Länder während des ersten Teils der COP 15, wie die der Europäischen Union, die die Mittel zum Schutz der Biodiversität verdoppeln will oder die Einrichtung des Kunming Biodiversity Fund durch China, der mit umgerechnet 230 Millionen US-Dollar ausgestattet ist, sind ein vielversprechendes Signal, dass es der Welt ernst ist mit der Rettung der biologischen Vielfalt.

Ehrgeizige Agenda

Eines der Ziele der COP 15 ist die Verabschiedung des sogenannten Post-2020 Global Biodiversity Framework, ein Rahmenprogramm mit konkreten Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Dazu gehört auch das 30×30-Ziel, das vorsieht, bis zum Jahr 2030 mindestens dreißig Prozent der Land- und Meeresflächen des Planeten unter Schutz zu stellen, um den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel einzudämmen.

Die Initiative Campaign for Nature, die Georg Schwede als Europachef repräsentiert, hat sich dem Ziel verschrieben, 30×30 voranzutreiben: „Die nächste Dekade, darin ist sich die Wissenschaft einig, ist die entscheidende, um das 1,5-Grad-Klimaziel zu erreichen. Und dabei spielt die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch Schutz und Renaturierung von Flächen eine entscheidende Rolle“, sagt er.

Wir sind in Montreal

Für uns ist Dr. Peyton West auf der Biodiversitätskonferenz in Montreal. Die amerikanische Biologin ist seit vielen Jahren Geschäftsführerin unserer amerikanischen Schwesterorganisation Frankfurt Zoological Society – US. Auch wenn diese mit drei Personen recht klein ist, konnte unsere US-Schwester knapp 13 Millionen US-Dollar an Fördermitteln von Gebern aus den Vereinigten Staaten für unsere Projekte einwerben. Die Förderung geht schwerpunktmäßig in unsere Projekte in Afrika, aber auch nach Peru.

„Für uns ist es wichtig, dabei zu sein“, sagt Peyton West. „Es hilft uns enorm dabei, zu verstehen, wie der Biodiversitätsschutz auf der internationalen politischen Bühne funktioniert, wie Entscheidungen beeinflusst und gefällt werden und wie wir uns als Organisation entwickeln müssen, um effiziente Arbeit leisten zu können.“ Die COP 15 wird auch klar zeigen, welche Länder sich in welchem Umfang für den Biodiversitätsschutz einsetzen, wo Synergien mit staatlichen Stellen oder anderen Organisationen möglich sind und wo es in der Zukunft auch schwieriger werden könnte zu arbeiten.

Ohne dass wir ganz groß denken, wird es uns nicht gelingen, einen Unterschied für unseren Planeten zu machen.

Dr. Peyton West (FZS US)

Die bessere Integration von und Zusammenarbeit mit indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften ist eins der großen Themen der diesjährigen Biodiversitätskonferenz. „Das war für uns in den Projekten schon immer wichtig, aber es hat nochmal eine deutlich größere Bedeutung bekommen im internationalen Naturschutz“, sagt Peyton West. Auch in dieser Hinsicht ist es für uns und unsere Projekte wichtig, in Montreal zu sehen, wie Themen diskutiert werden und welche guten Beispiele es gibt.

Mehr Hilfe für den Globalen Süden

Die Länder des Globalen Südens und vor allem Afrika werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Auswirkungen von Klimawandel und Biodiversitätsverlust in Kombination mit einer stark wachsenden Bevölkerung am heftigsten zu spüren bekommen. Auswirkungen, deren Verursacher im Globalen Norden, also bei uns, sitzen. Daher muss von hier die finanzielle Unterstützung kommen, um so viel wie möglich an Naturgebieten im Globalen Süden erhalten zu können und mit ihnen die Puffer gegen den Klimawandel.

Eins der Instrumente dafür ist der von Deutschland aufgesetzte Legacy Landscapes Fund. Peyton West wird dessen Vorstellung in einem Event auf der COP moderieren, da sie zusammen mit Christof Schenck nicht ganz unbeteiligt dabei war, diese Stiftung auf den Weg zu bringen. „Der Legacy Landscapes Fund ist ein wichtiges Instrument und wir brauchen noch sehr viel mehr Individuen und Regierungen, die darüber eine langfristige Förderzusage machen“, sagt Peyton West. „Ohne dass wir ganz groß denken, wird es uns nicht gelingen, einen Unterschied für unseren Planeten zu machen.“

Dieser Artikel erscheint im Dezember im GORILLA-Magazin.

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