Die Hüter des Regenwaldes

Vier bemerkenswerte Persönlichkeiten, die sich dem Schutz des Amazonasregenwaldes verschrieben haben, werden am 28. April mit den Frankfurt Conservation Awards 2021 ausgezeichnet. Sie alle sind wichtige Partner für die ZGF-Projekte vor Ort.

28.04.2021, Dagmar Andres-Brümmer

Eine wachsende Sorge von immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist, dass der Amazonasregenwald einen sogenannten Kipppunkt erreicht. Einen Punkt also, an dem alles zu spät ist. Der größte Regenwald der Erde bindet Jahr für Jahr Milliarden Tonnen an CO2, trägt zur Klimaregulation auf unserem Planeten bei und hat sogar sein eigenes, sich selbst erhaltendes Klimasystem. Denn ein Großteil der Niederschläge im Amazonasbecken entstammt dem Wasser, das aus dem Wald selbst verdunstet. Mit einem wärmeren Erdklima, noch mehr Abholzung und mehr Bränden gehen die Niederschläge immer stärker zurück und könnten den Wald an eine kritische Grenze bringen, an den „Tipping Point“, ab dem er unumkehrbar und immer schneller zerstört wird.

Die Preisträgerinnen und Preisträger der diesjährigen Frankfurt Conservation Awards (Bruno H. Schubert-Preis) tragen alle auf ihre Weise dazu bei, die Regenwälder Amazoniens von diesem „Tipping Point“ fernzuhalten. Und sie alle sind oder waren wichtige Partner unserer ZGF-Projekte vor Ort. Wir freuen uns daher mit ihnen über diese bedeutende Auszeichnung und gratulieren.

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Die Aufzeichnung der Preisverleihung vom 28.4.2021

Julia Miranda, die Herrin der Parks

Wenn es in Kolumbien jemanden gibt, der sein Leben und sein volles Engagement den Nationalparks des Landes gewidmet hat, dann ist es Julia Miranda Londoño. Von 2004 bis Ende 2020 stand die auf Umweltrecht spezialisierte Anwältin und passionierte Umweltschützerin an der Spitze der kolumbianischen Nationalparkbehörde.

In diesen fast 17 Jahren gelang es ihr, das Netz an Schutzgebieten in ihrem Land deutlich auszubauen: 15 Schutzgebiete, zusammen zweieinhalb Mal so groß wie die Schweiz, wurden unter ihrer Führung neu geschaffen oder erweitert, unter anderem der atemberaubende Chiribiquete-Nationalpark. 59 Nationalparks mit einer Fläche von 313.000 Quadratkilometern – mehr als 18 Prozent der Landesfläche Kolumbiens und 13 Prozent der nationalen Meeresgebiete – standen unter ihrer Führung. Und fertig war sie zum Ende ihrer Amtszeit eigentlich noch nicht: Zehn weitere Nationalparks sowie die Erweiterung von zwei der bestehenden Parks standen noch auf ihrer Agenda.

„Über Amazonien zu fliegen, ist atemberaubend, weil es so riesig ist. Aber zu Fuß überwältigt es mich noch viel mehr“, sagt Julia Miranda. Als Direktorin der Parkbehörde Parques Nactionales Naturales de Colombia (PNNC) hatte sie zudem die Gelegenheit, die indigenen Bewohner dieser einzigartigen Welt von Amazonien zu treffen. „Ich hatte das große Privileg zu erleben, wie ihre Traditionen und ihre Kultur dazu beigetragen haben, den Amazonasregenwald bis heute zu bewahren.“

Julia Miranda Londoño

Zurück in die Heimat: Teófilo Torres Tuesta

Für mich ist Yaguas einer der schönsten und ursprünglichsten Orte auf unserem Planeten“. Kein Wunder, dass Teófilo Torres das sagt, denn er ist der Chef des Yaguas-Nationalparks im Norden Perus. Aber nicht nur das: Die Region am Fluss Putumayo Fluss ist auch seine Heimat. Hier ist er geboren.

Dass Yaguas überhaupt Nationalpark wurde, daran hat Teófilo Torres entscheidenden Anteil. Im September 2015 wurde er zum Leiter der Yaguas Reserved Zone ernannt, um den zu diesem Zeitpunkt ins Stocken geratenen Nationalpark-Prozess wieder aufzunehmen. Dieses Ziel erreichte er im Januar 2018: Yaguas wurde Nationalpark und 8.700 Quadratkilometer Amazonasregenwald wurden unter strengen Schutz gestellt.

Vorausgegangen war dem ein Mehrheitsvotum der angrenzenden indigenen Gemeinden. Sie hatten sich mit ihrer Stimme für den dem Nationalpark und votum gegen die Ausbeutung ihrer einzigartigen Regenwälder durch Holzeinschlag, Goldgewinnung, Viehweiden oder den Anbau von Coca-Sträuchern ausgesprochen. Es war ihnen bewusst, dass sie selbst dort auf jegliche Nutzung würden verzichten müssen. „Es waren die Gemeinden, die die Gründung des Parks gepusht haben. Mit ihren gut organisierten Föderationen haben sie die entscheidende Rolle gespielt“, erinnert sich Teófilo Torres.

„Bevor Yaguas Nationalpark wurde, sind illegale Holzfäller und Goldsucher hier eingedrungen“, sagt der Parkchef, der heute dank Kontrollposten und einer kleinen Rangertruppe diese Schatzkammer der Natur, die Heimat von Rosa Flussdelphinen, Riesenottern, Wollaffen und Jaguaren, gut schützen kann. Neun von zehn Parkrangern kommen wie er selbst aus den indigenen Gemeinden der Region.

Am Rio Yaguas Fluss haben indigenen Gemeinden langfristigen Nutzen vor kurzfristigen Profit gestellt und arbeiten eng mit der staatlichen Schutzgebietsbehörde SERNANP und den NGOs ZGF (Zoologische Gesellschaft Frankfurt) und IBC (Instituto del Bien Común) zusammen. Der Frankfurt Conservation Award für Teófilo Torres wird hoffentlich dazu beitragen, dass das Beispiel auch andernorts Schule macht und indigene Gemeinden und Naturschutz immer mehr an einem Strang ziehen.

Teófilo Torres Tuesta

Gemeinsam stark: Dr. Silvana Campello und George Georgiadis

Im Sommer 2019 waren die Feuer im Amazonasregenwald ein großes Thema in der deutschen Presse und auch in den sozialen Medien. Die Feuersaison 2020 in Amazonien war noch schlimmer als im Jahr davor, fand aber aufgrund von Corona nur wenig Medienecho. Zwei der Preisträger der diesjährigen Frankfurt Conservation Awards haben jedes Jahr unmittelbar mit diesen Feuern zu kämpfen: Silvana Campello und George Georgiadis. Die beiden haben sich vor mehr als 20 Jahren dem Schutz des Cantão State Park in ihrem Heimatland Brasilien verschrieben und geben seither vollen Einsatz. Dass dies in Brasilien, wo das politische Klima dem Naturschutz nicht gerade förderlich ist, auch ein persönliches Risiko darstellen kann, ist den beiden bewusst, hindert sie jedoch nicht an weiteren Schritten.

In Cantão investierten Silvana Campello und George Georgiadis in den letzten Jahren in ein privates Schutzgebiet und überzeugten andere Grundbesitzer, sich ebenfalls zu beteiligen. Dadurch entstand neben dem Cantão State Park ein wichtiger ökologischer Korridor als Puffer in der natürlichen Übergangszone des Regenwaldes zur Savanne. Die ZGF unterstützt seit einigen Jahren die von den beiden Wissenschaftlern gegründete Organisation Instituto Araguaia, die sich der Forschung und dem Naturschutz im Cantão-Schutzgebiet widmet.

Dr. Silvana Campello und George Georgiadis

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Dagmar Andres-Brümmer

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Der Bruno-H-Schubert-Preis

Der Schubert-Preis, verliehen von der Bruno H. Schubert Stiftung, ist der in Deutschland am höchsten dotierte, private Umweltpreis. Der Preis wird alle zwei Jahre in drei Kategorien verliehen.
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