Mama Serengeti. Das ist der Name eines vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashorns, das im Serengeti-Nationalpark lebt. Beinahe wäre ihre Unterart ausgerottet worden, als zwischen den 1970er- und 90er-Jahren die Wildereikrise in Tansania einen traurigen Höhepunkt erreichte. Heute wächst die Population, vor allem dank des großen Einsatzes der tansanischen Nationalparkbehörde TANAPA und der ZGF.
Eine Zukunft für Spitzmaulnashörner in Tansania
Nachdem sie fast den ganzen Vormittag damit zugebracht haben, Futter zu suchen, machen sich Mama Serengeti und ihr Kalb langsam auf den Weg zum Fluss. Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel, es ist heiß und die beiden Spitzmaulnashörner sind durstig. Am Flussufer angekommen trinken sie zuerst und wälzen sich dann im Schlamm. Das hilft gegen Insekten und Parasiten. Und auch gegen die sengende Sonne schützt der kühle Schlamm.
Mama Serengeti war eins von nur drei Nashörnern, die 1995 im Gebiet der Moru Kopjes in Süden des Serengeti-Nationalparks gefunden wurden. Nur wenige ihrer Unterart, dem östlichen Spitzmaulnashorn, hatten die Wildereikrise der vorangegangenen Jahrzehnte überlebt. „Mama Serengeti ist der Stolz der Serengeti“, sagt Malale Mwita, der das Nahorn-Monitoring in Moru leitet. „Seit damals hat sie mehr als zehn Kälber zur Welt gebracht“, berichtet er stolz. „Ihr jüngstes ist etwa sieben Monate alt.“ Malale Mwita gehört schon seit den 1990er-Jahren zur Nashornschutztruppe von Moru.
Die Unterart östliches Spitzmaulnashorn gilt laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht. Zwischen den 70er- und 90er-Jahren wurden 95 Prozent der Population Opfer von Wilderei. Ein tragischer Verlust, auch für das Ökosystem, in dem die Tiere lebten. Als große Pflanzenfresser formen sie diese Landschaft. Spitzmaulnashörner gehören zu den „Gärtnern“ der Serengeti. Sie fressen Blätter, Äste, Zweige und auch die Rinde von Büschen und Bäumen, begrenzen so deren Wachstum und erhalten das Savannen-Ökosystem. Ohne Spitzmaulnashörner wachsen Wälder und die Landschaft verändert sich.
In den frühen 1990er-Jahren rief die tansanische Regierung mit Unterstützung der ZGF das Rhino Conservation Project ins Leben. Zu Beginn lag der Fokus auf dem Ngorongoro-Schutzgebiet östlich der Serengeti. Es galt zunächst, zu ermitteln, wie viele Nashörner es in der sogenannten Ngorongoro Conservation Area (NCA) gab. TANAPA und die ZGF fanden heraus, dass im Ngorongoro-Krater die größte Population Spitzmaulnashörner im Norden Tansanias überlebt hatte. 1993 startete das „NCAA-ZGF Ngorongoro Nashorn-Schutzprojekt“ mit dem Ziel, diese Nashörner zu überwachen und zu schützen. Einige Jahre später wurde das Projekt ausgeweitet und schließt nun auch den Serengeti-Nationalpark mit ein und damit auch die Moru Kopjes, wo die Ranger 1995 Mama Serengeti entdeckten.
„Die ZGF unterstützt seither den Schutz dieser wertvollen Art mit Ausrüstung für das Nashorn-Monitoring und durch die Ausbildung der TANAPA-Ranger“, beschreibt ZGF-Projektleiter Rian Labuschagne den Beitrag der ZGF zum Spitzmaulnashornschutz. Wie Malale Mwita erlebte auch Rian Labuschagne schon die Anfänge des Projekts mit. Damals arbeitete er für die ZGF in Ngorongoro.
Auch heute noch überwachen Rangerpatrouillen die Spitzmaulnashörner in Ngorongoro und der Serengeti vom Boden aus. Und auch von oben werden die bedrohten Tiere im Blick behalten, erklärt Rian Labuschagne: „Das Monitoring mit dem Kleinflugzeug ist aus dem Nashornschutz heute nicht mehr wegzudenken.“ Von der ZGF geförderte und gewartete Kleinflugzeuge werden genutzt, um Ausschau nach den Tieren und nach Anzeichen illegaler Aktivitäten zu halten. Sichtungen von illegalen Aktivitäten und toten Tieren melden die Pilotinnen und Piloten an die Ranger am Boden, die dann in das Gebiet fahren und nachsehen, ob es Anhaltspunkte für Wilderei gibt.
Die Population des östlichen Spitzmaulnashorns in der Serengeti und in Ngorongoro wächst langsam. Seit Jahrzehnten schützen TANAPA und ZGF die Tiere effektiv in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Einige Individuen der Unterart wurden sogar aus Südafrika wieder angesiedelt. Dieser Aufwand lohnt sich: Heute gehören Serengeti und Ngorongoro zu den wenigen Orten auf unserer Erde, an denen es eine wilde Population Spitzmaulnashörner gibt.
Trotz der intensiven Schutzbemühungen sind Mama Serengeti und ihr Kalb noch immer durch Wilderei bedroht. Darum geht die Arbeit immer weiter: Zur Bekämpfung von Wilderei und Wildtierhandel müssen Organisationen, Behörden und die Menschen vor Ort zusammenarbeiten. Mit modernen Programmen zur Umweltbildung, Beteiligung und Ermächtigung der lokalen Bevölkerung wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, Nashörner zu schützen.
Der Schutz und das Monitoring der Spitzmaulnashörner ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des gesamten Serengeti-Ökosystems. Für uns und für kommende Generationen, für eine bessere Zukunft.
Wer mehr über Spitzmaulnashörner, ihren Schutz und ihre Geschichte im Frankfurter Zoo erfahren möchte, dem empfehlen wir unseren Podcast „Hinter dem Zoo geht’s weiter“!