Die Altyn Dala Conservation Initiative ist ein langfristiges Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Graslandschaften in Kasachstan zu erhalten und zu verbessern. Unser Ziel ist es, voll funktionsfähige Ökosysteme der Steppe, Halbwüste und Wüste im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der kasachischen Saiga-Antilope auf einer Fläche von rund 700.000 km² wiederherzustellen. Das entspricht in etwa der doppelten Größe Deutschlands.

Die am wenigsten gut geschützten Biome der Erde liegen in Kasachstan. Dabei leben viele bedrohte Arten in den Grasländern, Wüsten und Halbwüsten der gemäßigten Breiten. Unberührte Gebiete in dieser Größe sind weltweit nur hier zu finden. Über 90 Prozent aller Saiga-Antilopen der Erde leben hier in großen Herden. Jedes Jahr wandern sie Tausende von Kilometern weit durch die Steppe.

Auch riesige Feuchtgebiete gibt es in Kasachstan, in denen jedes Jahr bis zu zehn Millionen Zugvögel Rast machen. Damit sind diese Gebiete ebenso bedeutend für die Vogelwelt wie das Wattenmeer. Manche der riesigen Feuchtgebiete, Grasländer und Wüsten wurden als UNESCO-Welterbegebiete ausgezeichnet.

Quick Facts
  • Projekt: Schutz von Saiga-Antilopen und Steppen in Kasachstan
  • Land: Kasachstan
  • Fläche: 700.000 km² (ehemaliges Verbreitungsgebiet der Saiga-Antilope)
  • Projektleiterin: Stephanie Ward
  • Projektbeginn: 2006
Eine neugeborene Saiga hängt in der Luft, als sie für Forschungszwecke gewogen wird, Kasachstan. © Daniel Rosengren
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Eine Zauneidechse auf einem FZS-Rucksack, Kasachstan. © Daniel Rosengren
Ein Demoiselle-Kranich, Kasachstan. © Daniel Rosengren
Przewalski Pferde sind ein Teil der natürlichen Fauna der Steppe. In den letzten Jahrhunderten wurde die Spezies lokal ausgerottet. 2024 kehren die ersten Wildpferde zurück nach Altyn Dala. © Zoo Prag
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Steffen Zuther und ein Ranger beim Betrachten einer großen Gruppe von Saigas in der Steppe von Kasachstan. © Daniel Rosengren
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Füchse auf Steppe: Ein erhöhter Schutzstatus in unseren Projektgebieten gibt Wildnis eine Chance, die Steppe zurückzuerobern. © Tilman Peters
Saiga-Kalb, das nach der Vermessung und Markierung freigelassen wird, Kasachstan. © Daniel Rosengren
Nach dem Zusammenbruch der Sovietunion wurde das Ackerland, in das die Steppe verwandelt wurde, zurück gelassen. Mit der Erholung des Graslands entwickelte sich der Lebensraum zurück in ein perfektes Habitat für wanderende Spezies - wie diese neu angesiedelten asiatischen Wildesel. (c) Tilman Peters
Steppenadler, die sich einen kleinen Kampf um die wenigen guten Sitzstangen in der Steppe liefern, Kasachstan. © Daniel Rosengren

So unterstützen wir die Altyn Dala Conservation Initiative

Wiederansiedlung von großen Pflanzenfressern

Wir setzen uns für die Rückkehr zweier charismatischer Spezies in das Altyn Dala Projektgebiet ein: Asiatische Wildesel, genannt „Kulane“, und Przewalski Pferde. Lesen Sie mehr über dieses spannende Projekt!

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Öffentlichkeitsarbeit

Saigas wurden lange Zeit gejagt und waren eine wichtige Quelle für Fleisch. Um die Art vor dem Aussterben zu bewahren, müssen wir Aufmerksamkeit schaffen für die Bedeutung der Saigas und eine Kultur der Anti-Wilderei entwickeln. Die ZGF und ihre Partner veranstalten dazu regelmäßig Seminare und Workshops.

2010 haben wir in mehreren Siedlungen die „Freunde der Saigas“-Clubs gegründet. Inzwischen gibt es ein Netzwerk von zehn Clubs in den Dorfschulen in den abgelegenen Regionen: fünf im Verbreitungsgebiet der Ustyurt-Population der Saiga, drei im Gebiet der Ural- und zwei im Gebiet der Betpak-Dala-Populationen.

In den Clubs lernen die Kinder, dass jede Art eine wichtige Rolle spielt, wieso die Saigas für das Steppen-Ökosystem wichtig sind und welche Folgen unkontrollierte Wilderei auf die Landschaft haben kann.

Entwicklung von Schutzgebieten

Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist es, potenzielle Schutzgebiete zu identifizieren und zu kartieren. Das liefert uns Daten und Argumenten, um die Ausweisung von Schutzgebieten voranzutreiben. Gigantische Wanderkorridore für die Saiga-Antilopen, Feuchtgebiete oder wichtige Vogelgebiete (Important Bird Areas) – die ZGF und ihre Partner arbeiten nicht nur daran, diese Gebiete zu kartieren, sondern sie auch zu finanzieren, damit große zusammenhängende Landschaften erhalten und die biologische Vielfalt dort geschützt werden kann.

Unser ökologisches Monitoring spielt eine wichtige Rolle dabei, mehr Platz für die Wildtiere Kasachstans unter Schutz zu bekommen. Bislang haben wir dazu beigetragen, dass vier Millionen Hektar Steppen- und Halbwüstenlebensraum von der kasachischen Regierung unter Schutz gestellt wurden. Weitere 340.000 Hektar werden mittlerweile sogar direkt von einer Naturschutzorganisation gemanagt: Der Alty Sai Eco-Park wird von unserer kasachischen Partnerorganisation ACBK (Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan) verwaltet.

Es gibt noch viel zu tun. Noch haben die Verbreitungsgebiete der Ural- und der Ustyurt-Populationen der Saiga keinen formalen Schutzstatus. Doch in naher Zukunft sollen hier neue Schutzgebiete entstehen.

Überstützung für die Ranger

Die ZGF hat drei Rangereinheiten aufgebaut, die das Verbreitungsgebiet der Betpak-Dala-Population – der größten Saiga-Population des Landes – patrouillieren. Eine weitere Einheit überwacht die Ustyurt-Population. Die Ranger stammen jeweils aus der Region und die ZGF unterstützt die vier Teams dauerhaft bei ihren Patrouillen in den riesigen Steppen- und Halbwüstengebieten.

Die Ranger nutzen die Monitoring-Technologie SMART (Spatial Monitoring and Reporting Tool) zur Überwachung der Lebensräume verschiedener Arten. Wir stellen Ausrüstung wie Fahrzeuge, Ferngläser, Kameras und Uniformen zur Verfügung und organisieren Ausbildung und Trainings für die Ranger, z. B. Erste-Hilfe-Kurse und Workshops zur Konfliktbewältigung. Auch die staatlichen Ranger erhalten, in Form von Ausrüstung und Training, Unterstützung bei ihrer Arbeit in den Schutzgebieten. So versuchen wir, einen nahtlosen Schutz für diese wertvollen Landschaften sicherzustellen.

Monitoring

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden landwirtschaftliche Flächen in der Steppe aufgegeben. Die Steppe regenerierte sich und Arten wie Saiga-Antilopen kehrten ebenso zurück wie verschiedene kleine Säugetiere und bodenbrütende Vögel wie Lerchen und Steppenkiebitze.

Die ZGF und ihre Partner begannen damals mit Forschung und Monitoring und stellten fest, dass die Arten und ihre Lebensräume mehr Platz und besseren Schutz brauchten. Im Laufe der Jahre haben diese Studien zu mehr als vier Millionen Hektar an geschütztem Land geführt.

Unser Monitoring in Kasachstan weist Parallelen auf zur langjährigen Arbeit der ZGF in der Serengeti (Tansania). Von Projektbeginn an konnten wir diese Synergien nutzen, z. B. besuchten vor gut 15 Jahren Experten aus der Serengeti das Projektgebiet in Kasachstan und halfen uns bei der Optimierung unserer Methode, Tiere aus der Luft zu zählen. Wir tauschen uns weiterhin aus und vergleichen unsere Erkenntnisse über diese beiden großen Wanderungen.

Nachhaltiger Tourismus

Unsere Partner in Kasachstan veranstalten Saiga-Safaris und Exkursionen für Vogelfans in der Betpak-Dala-Region und im Alty Sai Eco-Park. Alty Sai ist 340.000 Hektar groß und besteht aus zwei Jagdkonzessionen, die von der Altyn Dala Conservation Initiative gepachtet werden. Das Gebiet ist für die Wanderung und die Kalbung der Saigas von Bedeutung. Hier ist Jagd verboten, stattdessen wird der Eco-Park wie ein Schutzgebiet verwaltet. Tourismus ist ein wichtiges Instrument, um mit den Menschen in der Saiga-Region in Kontakt zu treten. Besucherinnen und Besucher kommen nach Alty Sai, um die Saigas zu sehen. Dies wirkt sich positiv auf die lokale Wirtschaft aus und leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Finanzierung des Eco-Parks.

Artenschutz

Mehrere steppenlebende Arten sind vom Aussterben bedroht, die bekannteste von ihnen ist die Saiga-Antilope. In den letzten Jahrzehnten haben unkontrollierte Jagd genauso wie Wilderei die Saiga-Populationen stark dezimiert. Die Hörner der Saiga-Männchen werden in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilmittel verwendet und die Nachfrage ist groß. Vor wenigen Jahren starben darüber hinaus zwei Drittel der Weltpopulation an einer bakteriellen Infektion, die von ungewöhnlichen Wetterbedingungen vor der Kalbungszeit im Mai begünstigt wurde.

Die ZGF und ihre Partner setzen sich in Kasachstan dafür ein, Wilderei und den illegalen Handel mit Tierprodukten zu beenden, damit die vielfältigen Arten der Steppe erhalten bleiben.

Auch wissenschaftliche Forschung hilft uns, gezielten Artenschutz zu betreiben. Wir arbeiten an der Rückkehr Asiatischer Wildesel (Kulane) und auch der Przewalski-Pferde in die Grasländer Kasachstans. Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines funktionierenden Steppen-Ökosystems und lebten einst in großer Zahl in der Region Altyn Dala.

Bereitstellung von Mitteln

Die ZGF unterstützt die Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI) und arbeitet seit vielen Jahren eng mit der kasachischen NGO Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK) zusammen, die die Erfolge der ADCI ermöglicht hat. Wir helfen mit der Bereitstellung einer Basisfinanzierung, von Ausrüstung und mit technischer Unterstützung.

Meilensteine

2023

Saiga Antilopen werden auf der Roten Liste von "Vom Aussterben bedroht" zu "potenziell gefährdet" herabgestuft

2022

Altyn Dala erhält von der UN die Auszeichnung zum "World Restoration Flagship"

2022

Vier Kulane werden von Altyn Emel nach Zentralkasachstan transportiert.

2022

Eine umgesiedelte Kulanstute bringt ihr zweites Fohlen in der Zentralsteppe zur Welt.

Eine Studie der kasachischen Regierung zeigt, dass sich der Bestand der Saiga-Antilopen weiter erholt und bei knapp einer Million Tieren liegt.

2021

2021

Geburt des ersten Kulanfohlens seit fast 100 Jahren auf zentralkasachischem Grund.

2019

Nach dem Massensterben von 2015 erholen sich die kasachischen Saiga-Populationen. Mehr als 300.000 Saigas leben wieder in der Steppe.

2017

Die erste Gruppe Kulane wird in Zentralkasachstan wiederangesiedelt.

2016

Die ADCI arbeitet nun auch in der Ustyurt-Saiga-Population im Westen Kasachstans.

2016

Das staatliche Naturreservat Irgyz-Torgai wird von 409.962 Hektar auf 1,2 Millionen Hektar vergrößert.

2015

Bei einem Massensterben in der Betpak-Dala-Population kommen etwa 60 Prozent der Weltpopulation der Saigas ums Leben.

2014

Der ökologische Korridor Yrgyz-Torgai-Zhylanshyk wird eingerichtet. Er ist etwa zwei Millionen Hektar groß.

2012

Gründung des knapp eine halbe Million Hektar großen staatlichen Naturreservats Altyn Dala.

2009

ACBK übernimmt die Verwaltung zweier Jagdkonzessionen mit zusammen 240.000 Hektar. Das Gebiet spielt eine wichtige Rolle für die Migration und die Kalbung der Saigas.

2008

Erweiterung des staatlichen Naturreservats Korgalzhyn um 284.208 Hektar auf insgesamt 543.171 Hektar.

2007

Das staatliche Naturreservat Irgyz-Torgai State wird gegründet. Es ist 763.549 Hektar groß.

2006

Die ZGF ist Gründungsmitglied der Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI). Über dieses Projekt unterstützt die ZGF Anti-Wilderei-Arbeit in Kasachstan.

News

  • Altyn Dala Conservation Initiative mit dem Earthshot Preis 2024 ausgezeichnet

  • Anerkennung durch den Earthshot Prize 2024 für die Bemühungen um den Schutz und die Wiederherstellung großflächiger Graslandschaften in Kasachstan

  • Erster frei zugänglicher Online-Atlas für Huftierwanderungen veröffentlicht

Partner

Die Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI) ist ein Gemeinschaftsprojekt und wird von der Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK) geleitet. Finanzielle und technische Unterstützung leisten Fauna & Flora International (FFI), die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und die Royal Society for Protection of Birds (RSPB) zusammen mit der kasachischen Regierung.

Saiga-Antilopen gehören heute zu den einzigen Lebewesen, die schon zu Zeiten der Neandertaler gelebt haben – und noch frei in der Steppe wandern. Wir müssen sie gemeinsam schützen!

Stephanie Ward, ZGF-Projektleiterin Kasachstan

Kontakt

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt

Telefon: +49 (0)69 - 94 34 46 0
Fax: +49 (0)69 - 43 93 48
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