Schutz für bedrohte Schimpansen

Der Katavi-Mahale-Korridor spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung von Schimpansen in Tansania. Er muss effektiv geschützt werden.

07.12.2022, Kasia Rabel und Samira Haji

Das Greater-Mahale-Ökosystem im Westen von Tansania grenzt an die Ufer des Tanganjikasees. Hier gibt es zwei wichtige Schutzgebiete – den Mahale-Mountains-Nationalpark mit 1.614 Quadratkilometern und den 4.471 Quadratkilometer großen Katavi-Nationalpark.

In Mahale ist der Artenreichtum unglaublich groß und dort lebt auch die größte tansanische Population Ostafrikanischer Schimpansen (Pan troglodytes schweinfurthii). Die ZGF setzt sich seit 1986 für den Schutz dieses Gebiets ein. Konkret unterstützen wir das Parkmanagement, zum Beispiel mit Infrastruktur und bei der Durchführung ökologischer Studien. Mit den Gemeinden, die in der Region leben, arbeiten wir in verschiedenen Projekten zur nachhaltigen naturschutzfreundlichen Entwicklung zusammen.

Der Katavi-Nationalpark liegt nur 165 Kilometer entfernt. Dieses Schutzgebiet beherbergt Tausende Elefanten, Flusspferde, Afrikanische Büffel und auch Geparden und Hyänen. Die Wildtiere bewegen sich zwischen den beiden Parks Mahale und Katavi im sogenannten Katavi-Mahale-Korridor hin und her.

Blick in die Berge von Mahale © Daniel Rosengren
Im Mahale-Nationalpark leben zehn Primatenarten, auch die größte tansanische Population des Ostafrikanischen Schimpansen (Pan troglodytes). © Daniel Rosengren
Im Tanganjikasee gibt es sehr viele Arten von Barschen, die verschiedene ökologische Nischen besetzen. © Daniel Rosengren

Was ist ein Wildtierkorridor?

Die Verbindung zwischen zwei oder mehr wichtigen Lebensräumen wird Wildtierkorridor genannt. Große Säugetiere wie Elefanten, Menschenaffen wie z. B. Schimpansen, Wildhunde und auch Huftiere wie Ducker und andere Arten nutzen und schaffen solche Verbindungen auf ihrer Suche nach Nahrung, Wasser und Artgenossen, mit denen sie sich paaren können. Diese Gebiete sind unersetzlich für langfristig intakte und gesunde Ökosysteme.

Viele Schutzgebiete in Tansania sind auf diese Weise miteinander verbunden, doch sie sind bedroht: das Abholzen der Wälder und Herstellen von Holzkohle führen dazu, dass Korridore langsam verschwinden –auch der Katavi-Mahale-Wildtierkorridor.

Rettung der Korridore

Das tansanische Ministerium für Natürliche Ressourcen und Tourismus hat im September 2022 eine Agenda zu Restaurierung von Wildtierkorridoren ins Leben gerufen, den sogenannten Wildlife Corridor Restoration Action Plan. 2018 war die rechtliche Grundlage dafür geschaffen worden. Der Aktionsplan will Schritt für Schritt wichtige Wildtierkorridore zwischen allen Schutzgebieten des Landes wiederherstellen, um Natur und Tiere zu schützen.

Die tansanische Nationalparkbehörde TANAPA und die ZGF unterstützen gemeinsam mit den Distrikten Tanganjika und Uvinza diesen Aktionsplan und beteiligen sich mit finanzieller Förderung der KfW an der Restaurierung des Korridors zwischen den Nationalparks Mahale und Katavi.

Wie ist der Status quo?

Um genauere Erkenntnisse über den Wildtierkorridor und die Wanderungen von Tieren zwischen den Nationalparks zu gewinnen, haben TANAPA, das tansanische Wildtierforschungsinstitut TAWIRI und das Ministerium für natürliche Ressourcen und Tourismus mit Mitteln der ZGF und des Jane Goodall Instituts mehrere Studien durchgeführt. Das Gebiet wurde kartiert und Bewohnerinnen und Bewohner der Region wurden zu Tierbeobachtungen befragt.

So wurde herausgefunden, welche Tiere auf welchen Routen welche Gebiete passieren: Gemeindewälder, Distriktwälder oder ungeschützte Gebiete. Der Katavi-Mahale-Korridor, das belegen die Studien, gehört zu den wichtigsten im Mahale-Ökosystem. Hier gibt es noch intakte Vegetation und nur wenig menschliche Nutzung. Beste Voraussetzungen für die Restaurierung!

Besserer Schutz für den Korridor

Auf Wunsch der Regionalregierung arbeitet die ZGF zusammen mit den örtlichen Gemeinden nun daran, die Wälder im Korridor besser zu schützen. Partizipatives Management spielt hier eine wichtige Rolle: Dabei legten die Gemeinden fest, wie sie ihren Wald aufteilen und wie sie welche Gebiete bewirtschaften. Managementpläne wurden erarbeitet und gemeinsam Regeln aufgestellt, welche Aktivitäten in welchen Bereichen stattfinden dürfen, z. B. das Fällen von Bäumen zur Holzgewinnung und der Anbau von Nutzpflanzen. Zusätzlich hat jedes Dorf ein Rangerteam zusammengestellt, die sogenannten Village Forest Scouts, die die Wälder regelmäßig patrouillieren und illegale Aktivitäten, die gegen die Regeln verstoßen, an die Regionalregierung oder an TANAPA melden. Die ZGF beteiligt sich mit Workshop und Umweltbildung an diesen Prozessen und stellt finanzielle Mittel bereit.

Zukunftspläne

Der neue Aktionsplan Wildlife Corridors Restoration Action Plan regelt die Nutzung des Korridors und stellt sicher, dass alle Beteiligten offiziell Teilhabe am Korridor haben, TANAPA und die Menschen in den Dörfern. Ein Gremium bestehend aus TANAPA-Mitarbeitern, Dorfbewohnern und Vertretern des Ministeriums für Natürliche Ressourcen und Tourismus wird den Katavi-Mahale-Korridor als eine Einheit verwalten.

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